Der Tag, an dem sie das Buch verhaften wollten | Nat Hentoff

Die Worte, die nicht sein dürfen

Die Geschichte geschieht vor dem Hintergrund des Unterrichts in einer amerikanischen Schule. Sie besitzt eine eigene Schulbibliothek und eine Vorgeschichte in eben dieser Abteilung. Hier entbrennen immer wieder Konflikte zwischen Schulleitung und Bibliotheksverwaltung. Zusätzlich gibt es eine sehr aktive Elterngemeinschaft, die finanziell die Schule unterstützt und ein Wort mehr mitzureden hat als in anderen Konstellationen, in denen Geld eine geringere Rolle spielt. Der zentrale Akteur dieser Geschichte ist Barney, kurz für Barnaby, Schüler, Journalist, aus einer amerikanisch-jüdischen Familie, würde in der Geschichte Bücher, die den Holocaust verleumden, neben Büchern über den Holocaust und die Verbrechen der Nationalsozialisten in der Schule zulassen. Genau diese Buchfigur gerät im Disput über Demokratie, Freiheit und Gruppendynamik in den Vordergrund.

 

Die Bücher

In den Vereinigten Staaten wird klassische und moderne Literatur in den Schulen gelesen. Die Handschellen auf dem Buchumschlag beziehen sich auf die Bücher, die als ungeeignet befunden werden, insbesondere geht es hier um ein ganz bestimmtes Buch, das die Stimmung aufheizt, es geht aber auch um Lauffeuer, weil nicht nur ein Buch das Adrenalin steigern lässt, sondern viele.

 

Übersetzung

Informationen über das Schulsystem in den U.S.A wären eine Unterstützung. Auf der anderen Seite ergibt Recherche über das Internet umfangreiche Ergebnisse, wenn man weiß, was man suchen will.

 

Nathan Irving Hentoff

(1925-2017)

Nat Hentoff wurde in Boston, Massachusetts am 10. Juni 1925 geboren. Er war Historiker, Schriftsteller und Autor von Jugendbüchern, Jazz- und Country-Musik-Kritiker und Kolumnist bei „United Media“, Kolumnist für das Magazin „The Village Voice“ (von 1958-2009) und „The New Yorker“. Nachdem er „The Village Voice“ verließ, wurde er „senior fellow“ im indeterministischen Think-Tank „Cato Institute“, setzte seine Tätigkeit als Musikkolumnist im „Wall Street Journal“ fort. Er verfasste Beiträge über Themen zum „First Amendment“ und verteidigte dabei die Freiheit der Presse. Das „Wall Street Journal“ veröffentlichte seine Werke bis zu seinem Tod.

Hentoff war früher Kolumnist für „Down Beat“, „Jazz Times“, „Legal Times“, „The Washington Post“, „The Washington Times“, „The Progressive“, „Editor & Publisher“ und „Free Inquiry“. Seine Beiträge wurden neben „The New Yorker“ ebenfalls publiziert in „The New York Times“, „Jewish World Review“, „The Atlantic“, „The New Republic“, „Commonweal“ und „Enciclopedia dello Spettacolo“.

 

Nat Hentoff war das erste Kind

von Simon und Lena (geb. Katzenberg). Seine Eltern waren jüdische Emigranten aus der Sowjetunion. Hentoff besuchte die „Boston Latin School“ als Jugendlicher und arbeitete für Frances Sweeney im „Boston City Reporter“ bei der Untersuchung antisemitischer Haßgruppen. Hentoff widmete sein Memoir „Boston Boy“ Frances Sweeney.

 

Er spielte soprano Saxofon und Klarinette

und entwickelte Interesse an Jazz, nachdem er Artie Shaw spielen sah. Er bekam sein Bachelor of Arts mit der höchsten Note 1946 in „Northeastern University“. Im gleichen Jahr immatrikulierte er sich für das „Harvard University“.  1950 besuchte er die Sorbonne Universität in Paris als Fulbright Stipendiat.

Hentoff begann seine Karriere als Journalist in dem Bostoner Radiosender WMEX mit einem wöchentlichen Jazzprogramm. In den 40er Jahren sendete er mit zwei Shows auf WMEX: „JazzAlbum“ und „From Bach to Bartók“. In den 50er Jahren präsentierte Jazzprogramme auf WMEX und Fernsendungen aus Savoy und „Storyville“, zwei Bostoner Clubs von George Wein; während dieser Periode war er ebenfalls Ansager des Programms „Evolution of Jazz“ auf WGBH-FM.

 

In den späten 50er Jahren

präsentierte er das Programm „The Scope of Jazz“ auf WBAI-FM in New York City und widmete sich der Verfassung vieler Bücher über Jazz und Politik. Nat Hentoff  begann 1952 als Kolumnist im „Down Beat“ Magazin zu arbeiten. Ein Jahr später zog er nach New York um, um Chefredakteur des Magazins in der Stadt zu werden. 1957 wurde er entlassen, weil er versucht haben soll einen Afroamerikanischen Schriftsteller zu engagieren.

Hentoff schrieb in Kooperation mit Nat Shapiro „Hear me Talkin´ to Ya: The Story of Jazz by the Men who Made It“. Der Band enthält Interviews mit Jazzmusikern wie Dizzy Gillespie und Duke Ellington. Hentoff war Mitbegründer des „Jazz Review“ in 1958, das war ein Magazin, das er bis 1961 zusammen mit Martin Williams herausgab. Er hat mitgewirkt für das Jazz Label „Candid Records“, das Alben von Charles Mingus, Cecil Taylor und Max Roach veröffentlichte.

 

Etwa um die gleiche Zeit

fing Nat Hentoff an für „Esquire“, „Playboy“, „Harper´s“, „New York Herald Tribune“, „Commonweal“ und „The Reporter“ zu schreiben. Zwischen den Jahren 1958 und 2009 verfasste er Kolumnen über Bildung, Politik und die Todesstrafe für „The Village Voice“. 1960-1986 schrieb er für „The New Yorker“, 1984-2000 für „The Washington Post“. Er hat mit der „Jazz Foundation of America“ gearbeitet mit dem Ziel American Jazz und „Blues“ Musiker in Not zu unterstützen, während er Artikel darüber in „The Wall Street Journal“ und „The Village Voice“ veröffentlichen ließ.

 

Ab Februar 2008

wurde Hentoff Wochenkolumnist bei „WorldNetDaily“. 2009 endete die Mitarbeit bei „The Village Voice“ und begann seine schreibende Tätigkeit für „United Features“, „Jewish World Review“ und „The Wall Street Journal“. Nachdem er dem „Cato Institute“ beigetreten ist, erschien einige Jahre später der biographische Film „The Pleasures of Being Out of Step“ (2013, produced and directed: David L. Lewis), der Nat Hentoffs Karriere im Jazz und als Verfechter des Ersten Verfassungszusatzes der Vereinigten Staaten porträtiert und den Preis der Großen Jury in dem Metropolis Wettbewerb im DOC NYC Festival gewonnen hat.

 

Nat Hentoff unterstützte generell liberale Ansichten

in Innenpolitik und Freiheiten der Zivilbevölkerung. In den 80er Jahren vertrat er vermehrt sozial konservative Positionen. Er war gegen die Abtreibung, wider die Todesstrafe, freiwillige Euthanasie und die selektive medizinische Behandlung schwerbehinderter Säuglinge. Er argumentierte, dass alle Menschenrechte in Gefahr sind, wenn die Rechte einer Menschengruppe verletzt werden, dass Menschenrechte miteinanderverbunden sind und dass Menschen die Menschenrechte Anderer ablehnen auf eigener Gefahr.

Obwohl er die „American Civil Liberties Union“ Jahre unterstützt hat, kritisierte sie 1999 für ihre regierungsfreundliche Sprache in Universitäten und Berufskreisen. Er gehörte dem Rat der Gruppe „Foundation for Individual Rights in Education“ an. In seinem Buch „Free Speech for Me-But Not for Thee“ setzt er sich mit Ansichten über die Freiheit der Sprache auseinander.

 

Hentoff sprach sich gegen den Vietnam Krieg

und die Teilnahme der Vereinigten Staaten aus. Er kritisierte die korrupte, nicht-demokratische Regierung des Süd-Vietnam, obwohl er sich als antikommunistischen Hardliner bezeichnete. Nach Kriegsende Hentoff, Joan Baez und Ginetta Sagan von Amnesty International protestierten wiederholt gegen den horrenden Mißbrauch der Menschenrechte seitens des vietnamesischen kommunistischen Regimes.

Nat Hentoff verteidigte die Existenz des Staates Israel. Er kritisierte das Fehlen von „due process“ für Palästinenser und die 1982 Invasion in Libanon. Letztere öffentliche Stellungnahme führte zu seiner symbolischen „Exkommunikation“. Er unterstützte die 2003 Invasion in Irak.

Hentoff kritisierte die Administration Clinton für den „Antiterrorism and Effective Death Penalty Act of 1996“ und die Bush Administration für ihre autoritäre Politik wie z.B. den „Patriot Act“.

 

Hentoff lobte die Politik Barack Obamas

während seines ersten Jahres als Präsident der Vereinigten Staaten wegen der Beendung von CIA-Auslieferungen, andererseits kritisierte er die Fortsetzung der praktizierten „state torture“ von Häftlingen. Er wurde bereits vor den Wahlen (2008) vorsichtig wegen der Haltung des Präsidentschaftskandidaten gegenüber dem Thema Abtreibung.

 

Nat Hentoff wurde Guggenheim Fellow

in 1972. Er ist der Gewinner des 1980 „Silver Gavel Award“ der „American Bar Association“ für seine Kolumnen über Recht und Strafrecht. Im Jahr 1983 bekam er den „Imroth Award for Intellectual Freedom“ von der „American Library Association“. Die „Northeastern Universität“ zeichnete ihn mit einer Ehrendoktorwürde 1985 aus. 1995 bekam er den „National Press Foundation Award“ für seine lebenslangen Beiträge im Journalismus. Der „National Endowment for the Arts“ würdigte ihn als einen von 6 „NEA Jazz Masters“ und machte ihn damit den ersten Nicht-Musiker in der Geschichte des Preises, der ihn gewann (2004). Die „Boston Latin School“ zeichnete ihn als Alumnus des Jahres aus (2004). Hentoff war einer der ersten Empfänger der Auszeichnung „Great Defender of Life“ der „Human Life Foundation“.

Nat Hentoff wuchs in Boston auf; er besuchte die orthodoxe Synagoge der Stadt. Er erinnerte sich, in seiner Jugend in Begleitung seines Vaters während der „Heiligen Tage“ (Yamim Noraim) durch die Stadt gefahren zu sein, verschiedene Kantoren zugehört zu haben und Notizen ihrer Auftritte zu vergleichen und zu sammeln. In späteren Jahren war er Atheist. Er äußerte Sympathie für die „Peace Now“-Bewegung.

 

Nat Hentoff heiratete dreimal:

mit Miriam Sargent in 1950; die Ehe blieb kinderlos und das Paar ließ sich scheiden im selben Jahr. Seine zweite Frau war Trudi Bernstein, mit dem er die Ehe am 2. September 1954 eingegangen ist; das Paar hatte zwei Kinder, Miranda und Jessica. Nat und Trudi ließen sich scheiden im August 1959. Er heiratete seine dritte Frau Margot Goodman am 15. August 1959; mit ihr hatte er zwei Kinder: Nicholas und Thomas. Das Paar blieb zusammen, bis Nat aus natürlichen Ursachen in seinem Manhattan Appartement am 7. Januar 2017 starb.

Quelle: Wikipedia englischsprachig/Nat Hentoff (das bezieht sich auch auf die Textstellen, die eine Fußnote benötigen).

 

Das Jugendbuch „The Day They Came to Arrest the Book“

ist in den Vereinigten Staaten von Amerika 1983 erschienen.

 

Tatort und Reiseziel

U.S.A.

 

Sinn und Sinnlosigkeit – Inhaltsangabe und Inhaltsanalyse

Das ist eine universelle Geschichte über einen Streit innerhalb der Schule, der die ganze Gemeinschaft einer amerikanischen Kleinstadt betrifft und die Medien zu einem überregionalen gesellschaftlichen Thema machen.

 

Die Schule trägt den Namen von George Mason,

der eine führende Persönlichkeit der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung war und großen Einfluss auf die Ausformulierung der „amerikanischen Unabhängigkeitserklärung“ wie auch der späteren „Bill of Rights“ ausgeübt hat.

 

Der Schuldirektor im Buch heißt Michael Moore,

die Namensgleichheit ist die einzige Gemeinsamkeit mit dem amerikanischen Aktivisten. Als die Geschichtslehrerin Nora Baines „Huckleberry Finn“ von Mark Twain als Pflichtlektüre in ihrem Fach Geschichte und speziell für den Abschnitt „Geschichte des 19. Jahrhunderts“ vorschlägt, liest der farbige Schüler Gordon ein Wort und beschwert sich bei seinem Vater.

 

Der Grund ist „Huckleberry Finn“ wiederholt

das Unwort „Nigger“, die Hauptfigur benutzt das Wort sehr oft. Der Vater informiert alle anderen schwarzen Eltern und alarmiert den Schulleiter; er fordert die Verbannung des Buchs aus dem Unterricht und aus den Büchereibeständen. Der Schulleiter tritt in eine Kontroverse mit Lehrern, Eltern und der Bibliothekarin Deirdre, die in ihrer Gesamtheit nicht derselben Meinung sind. Schon häufig ließ er Unbequemes, das Irritationen stiften könnte, heimlich aus der Bibliothek entfernen und machte sich damit Feinde unter den Bibliothekaren.

 

Die Eltern sind sich in der Auseinandersetzung ihrer vornehmlich ökonomischen Macht

bewusst und drohen mit Einflussnahme bei den nächsten Wahlen des Schulausschusses und der Prüfungskommission. Die Schüler debattieren über die Grenzen von Zensur, Sexismus in Büchern, Mut in Gruppen, Entscheidungsfreiheit und die Bibel; sie üben Macht auf ihre Eltern aus und testen Massenstrategien.

Das Buch von Mark Twain „Huckleberry Finn“ lässt einen Konflikt entbrennen über Freiheit der Literatur, Grenzen der Geschichte und den Streit zwischen Alt und Jung, Verständnisse und Unverständnisse der Kommunikation, die Belastung der Worte im Sprachgebrauch, Feminismus, Rassismus, Antisemitismus, freie Meinungsäußerung, Freiheit der Presse und Zensur, Politik in Schulen und vor allem den

Ersten Verfassungszusatz, der nicht nur in „Der Tag, an dem sie das Buch verhaften wollten“ zitiert wird.

 

Hinweis auf Wirtschaft

Tourismus.

Sonstiges

Bildung.

 

Literaturhinweis

Nat Hentoff, Der Tag, an dem sie das Buch verhaften wollten, Ravensburger Verlag, ISBN: 978-3-473-58106-2, Ravensburg 1999.

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