Abgrund aus Schweigen | Heike Rommel

BUCHCOVER
Abgrund aus Schweigen

Auf der Suche nach Spuren in einem undurchsichtigen Kriminalfall vermischt sich Wahrheit und Spekulation und der rote Faden wie ein Rotwein- oder wie ein Blutfleck taucht mittendrin auf. Im Tatort und seiner Umgebung.

Viele unterschiedliche Fäden, ein Netz aus Möglichkeiten scheinen nirgendwohin zu führen, obwohl sie wichtig für die Aufklärung des Falls sind.

Mit viel Sinn für Überraschungseffekte wie ein umgekipptes Glas, das nicht nur zufällig zerbrach, wird nach Zusammenhängen gesucht. Von Anfang bis zum Ende. Dabei stellt das Ermittlungsteam fest, dass der Täter versucht hat, die Fingerabdrücke zu beseitigen.

Die Infos zum Buch

ZIELGRUPPE

Spannung, die sich langsam aufbaut und nichts beschönigt. Gut und Böse, Schwarz und Weiß treffen sich an der Grenze, die keine ist, denn es ist nicht klar, wo Schwarz und wo Weiß ist, wer gut und wer böse ist. Jonglierspiel mit der Geduld linearer Krimileser:innen, die nicht langweilige Whodunnits jenseits der Masse suchen und die Spannung beim Rätseln um die Identität des Täters schätzen. Und was Challenge für den einzelnen bedeuten kann, wird nebenbei auch Thema sein.

Kiki’s Rezension: Abgrund aus Schweigen

EINLEITUNG

Diebstahl, Sachbeschädigung, Brandstiftung mit Todesfolge, sexueller Missbrauch Minderjähriger, Schutzbehauptung, Unfall mit Fahrerflucht, Erpressung, Identitätsdiebstahl, falsche Aussage, Veruntreuung, Mord halten die Polizei auf Trab und die Leser:innen im Ungewissen.

Die Jagd nach dem Täter ist kurz, aber nicht schmerzlos. Manche oder sogar viele Leser:innen werden Verständnis haben für den Täter. Und den Ausgang womöglich bedauern.

Lesenswert ist ebenfalls der Umgang mit den Streichen im Gymnasium, die thematisierte Schulbrandermittlung und die verhängte Jugendstrafe.

INHALTSANGABE
Abgrund aus Schweigen

Schnee, Regen, Wind, Nebel in Bielefeld. Ein Makler-Termin am Rand der Stadt in der Nähe des Teutoburger Waldes endet tödlich. Für den Makler. Die Bielefelder Mordkommission ermittelt. Was anfänglich wie ein Einbruch aussieht, entpuppt sich als Einbruch und Mord. Die Suche nach Verdächtigen beginnt. Und die Ehefrau des Opfers, die oft was bestellt und nicht bezahlt, hat ein wasserdichtes Alibi. Jedenfalls auf dem ersten Blick. Erschüttert und traurig über den Tod ihres Gatten scheint sie nicht zu sein. Aber auch die Mieter in der maroden Immobilie, die modernisiert werden soll, um die Preise zu erhöhen, waren sauer auf das Opfer, das alle kündigen wollte. Der Anwalt des Opfers, den dieser mit der Scheidung beauftragt hat, stirbt ebenfalls eines unnatürlichen Todes nach einem Termin mit einem anonymen Anrufer, der ihm mit einem kompromittierenden Video erpresst. Der neunundvierzigjährige Kommissar Dominik Domeyer, kurz Dodo, hat privat und beruflich einen vollen Kalender. Einerseits die zwei Mordfälle neben den laufenden Fällen, andererseits der Mordkommissionsleiter, der ihm schöne Augen macht, sich aber noch nicht geoutet hat und die Leiterin des Erkennungsdienstes, die Dodo ebenfalls schnuckelig findet.

Die Fahndung folgt vielen Spuren und sucht nach dem Motiv, bis sie die eine Spur entdeckt, die den zu allem entschlossenen Täter preisgibt. In einem alten Fotoalbum von der Art, wie es sie heute fast gar nicht mehr gibt, ist der Hinweis auf die Beziehung zwischen den Opfern versteckt.

INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG

Der Immobilienmakler, der ums Leben kommt, freut sich, endlich einen Käufer für ein renovierungsbedürftiges Haus gefunden zu haben. Zum Feiern des Anlasses lässt er sich von dem Käufer zu einem Gläschen Wein einladen, und bricht kurz darauf zusammen. Alkohol vor Vertragsabschluss, Schwindel, Müdigkeit, ein umgestoßenes Weinglas und ein naives Opfer machen es dem Täter einfach, anzugreifen und zu verschwinden.

Das Mordkommissionsteam

Privat: um ihre Dämonen zu besänftigen, brauchen manche aus dem Team einen Therapeuten. Ihr Jargon ist nicht immer respektvoll gegenüber Frauen, Männern, Homosexuellen, Drag Queens und in diesem Kriminalroman auch Drag-Kings. Wenn die Zentrale sie wegen eines Falls anruft, schalten sie ihr Handy aus oder lassen versehentlich Privatpersonen mithören. Es kann ihnen sogar passieren, dass sie über einen Fall mit einem Unbeteiligten reden, z.B. einen Freund, obwohl sie das nicht dürfen.

Beruflich: durch zwei anderen Mordermittlungen ausgelastet und personell knapp besetzt ist das Team immer dem Täter hinterher, ein Schritt langsamer und daher nicht rechtzeitig vor Ort. Ein Albtraum sozusagen.

Detail: Bent wechselt von der Kripo Flensburg zur Kripo Bielefeld, was nicht ohne weiteres möglich ist.

Nina, Dodo, Bent und Frank ergänzen sich im Notfall und sind füreinander da. Bents Ernsthaftigkeit verbirgt seine privaten irrationalen Leidenschaften und Franks Schludrigkeit macht ihn unfreiwillig komisch. Bent fällt nie aus der Rolle, obwohl das Gerücht um seine Homosexualität die Runde gemacht und der eine oder andere Verehrer um Zuwendung buhlt, während Frank unverblümt sich auf den ersten Verdächtigen stürzen kann und der treueste Freund für Dodo ist. Ein Traumteam mit Mut zur Lücke, das sehr verletzlich sein kann. Sachlich. Emotional. Empathisch. Hartnäckig.

Das Ermittlerduo: Nina und Dominik, alias Dodo

Scheinbar zufrieden mit seinem Fast-Single-Sein und seiner bürgerlichen Existenz nach Jahren voller Wechsel und Veränderungen. Die Kinder sind nur noch zeitweilig zu Hause und sein Freund und Kollege übernachtet ab und zu bei ihm. Im Büro kann er sich vor Verehrer:innen nicht retten, die ihre Gefühle für Dodo geheim halten. Gemeinsam mit seiner Kollegin Nina Tschöke ermittelt er mit Leib und Seele, wobei sie die Regeln kreativ auslegen. Ihr berufliches Engagement bringt sie in ihrem Privatleben oft an ihre Grenzen.

Vor allem Dominik blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück, während er mit seinem Einfühlungsvermögen für Menschen, die es nicht so leicht haben, punktet und ihn die Liebe zu seinen drei Kindern sympathisch macht. Aber auch Nina ist liebevoll besonders wenn es um ihren Bruder Kai geht, der Trisomie 21 hat. Ihre weibliche Perspektive ist besonders wichtig.

Abgrund aus Schweigen
FAZIT

Auch im siebten Fall für das Team vom Bielefelder KK11 taucht nicht nur der Teutoburger Wald auf sondern auch Orte, die alle Bielefelder kennen und Besucher:innen zufällig entdecken. Krimiunterhaltung in prägnanten Orten in und um Bielefeld, ob Fundort oder Tatort. Lange bleiben Leser:innen im Unwissen, wer die Hände im Spiel hat. Das Opfer, das kein Opfer mehr sein will, ist zu einer Zeitbombe geworden.

Eine Ermittlung auf der Überholspur, denn es dauert 10 Tage um den Fall zu lösen.

Ort der Handlung: Bielefeld und Umgebung

Beim alten Meierhof

In der Nähe des historischen Anwesens mit Wassermühle lebte das erste Opfer mit seiner Frau.

In der Nähe von Bad Lippspringe

Verbringt die Ehefrau des ersten Opfers ein Wellness-Wochenende mit einer Freundin und hat ein Alibi.

Herford

Der Cousin des ersten Opfers, vorbestraft und hoch verschuldet, ist wohnhaft in Herford. Hat er ein Motiv?

Im Teutoburger Wald

Eine Party steigt, Alkohol und Crystal machen die Runde und eine junge Frau wird in den Pool gestoßen. An seiner tiefsten Seite. Kann sie schwimmen?