Ochsentour | Jörg Czyborra

BUCHCOVER
Ochsentour Das Spiel mit dem Buchtitel beginnt beim Titelbild. Eine Ochsentour in Lipperland. Wohin geht es zur Ochsentour? Wo beginnt die Ochsentour? Sind Rinder anzutreffen? Am Anfang und am Ende des Krimis steht das Wort „Ochsentour“. Ochsenkälber in der freien Natur wecken benommene Geister auf nach einem Angriff auf Leib und Seele und machen mit der Landschaft bekannt. Nebst der urigen Natur ist die übertragene Bedeutung der Ochsentour ein Hinweis auf die Recherche der Hauptfigur Buchhändler Christian Kupery, der mehrere Ochsentouren unternimmt, um ans Ziel zu kommen.

Die Infos zum Buch

ZIELGRUPPE

Krimileser:innen, die regionale Krimis lieben. Aus Lipperland und zu Besuch in der Region.

Lippe war ein deutscher Einzelstaat. Detmold war ab 1468 Landeshauptstadt. 1947/48 hat das Land Lippe auf Betreiben der britischen Besatzungsmacht seine jahrhundertelange Selbstständigkeit aufgegeben und entschied sich für die Eingliederung in das 1946 gegründete Land Nordrhein-Westfalen. Der Kreis Lippe (bzw. das Lipperland) bildet neben Westfalen und dem Rheinland den dritten und weitaus kleinsten Landesteil des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

Adrenalinschübe gibt es in dem Buch viele, Langeweile kommt daher nicht auf. Beim Lesen in der Woche, am Wochenende oder im Urlaub. Kriminelle Handlungen erstrecken sich von Schmuggel bis zum Mord und beschäftigen offizielle und inoffizielle Ermittler:innen. Eine Männerdomäne ist der Krimi deswegen nicht, weil die weiblichen Charaktere Stärke repräsentieren. In Klischees und gegen Klischees.

Kiki’s Rezension: Ochsentour

EINLEITUNG

Als Zugezogener mit Migrationshintergrund Ruhrgebiet hat der Autor das Lipperland und seine Bewohner:innen schätzen gelernt. Sein Krimidebüt „Ochsentour“ wandert auch an seiner neuen Heimat Oerlinghausen vorbei, die am westlichen Zipfel von Lipperland liegt.

Das Naturschutzgroßprojekt Senne mit dem gut ausgebauten Netz an Wanderwegen ist gut zu erreichen, darunter auch den Wanderweg „Ochsentour“ mit der großen Chance, die sanften Hochlandrinder anzutreffen.

INHALTSANGABE

Ochsentour

Die erbende Stiftung

In einer Sandgrube, die Jugendliche als Partylocation benutzen, entdecken Arbeiter eine Mädchenleiche. Währenddessen besucht ein Notar den örtlichen Buchhändler Christian Kupery. Die Testamentseröffnung nach dem Tod eines lokalen Unternehmers war für die Familie in doppelter Hinsicht eine Überraschung. Der Verstorbene hat vor einigen Jahren diskret damit begonnen, einen Teil seines Vermögens einer von ihm gegründeten Stiftung zuzuführen. Die Stiftung ist vor seinem Ableben Eigentümerin von Immobilien geworden. Er verfügte, dass das Restvermögen veräußert werden sollte und vom Gewinn die Ehefrau gemäß Ehevertrag 10% und den Rest die Kinder zu gleichen Teilen erhalten sollen.

Aufenthaltsort unbekannt

Zweitens teilte der Verstorbene in seinem Testament der Familie mit, dass er noch ein uneheliches Kind habe, das ebenfalls erbberechtigt sei.  Wenn sich dieser Erbe nicht meldet oder gefunden wird, soll das Nachlassgericht entscheiden. Die Namen der Mutter und des unehelichen Sohnes sind bekannt, doch ihre Aufenthaltsorte sind nicht zu ermitteln.

Der Auftrag des Buchhändlers

Christian Kupery, der neben seinen buchhandelsexternen Recherchen Assistent der Geschäftsleitung in der Buchhandlung seiner Frau ist, soll helfen den verlorenen Sohn ausfindig zu machen. Im Auftrag des Rechtanwalts und Notars. Dieser beauftragt Kupery gegen Honorar, den verschollenen Erben zu finden. Befragungen der beunruhigten Hinterbliebenen inklusive. Wobei die Situation noch komplizierter ist, als es den Anschein hat.

Der Transport von Kunststoffabfällen

Der Sohn des verstorbenen Firmengründers Michael hat Ärger mit dem Zoll, weil sie Zigarettenschmuggel in einem Transport von Kunststoffabfällen sichergestellt haben. Beim Zigarettenschmuggel aus Polen kommt ein Fahrer zum Einsatz, der auf Bewährung ist. Mittlerweilen vermutet Michaels Partner in diesem Geschäft, dass jemand aus den eigenen Reihen den Zoll informiert hat.

Der GPS-Sender

Mutter und Sohn Stolten werden beobachtet. Ihr Verfolger installiert einen GPS-Sender am Wagen des Sohnes, um ihn auch mobil beobachten zu können. Ihre Zeit verbringen sie meistens mit Streit über Geld oder Anteile an Unternehmen oder Immobilien. Und sie haben natürlich keine Ahnung, dass sie überwacht werden.

Der Fahrradunfall

In den lokalen digitalen Nachrichtenangeboten aus Kreis und Stadt entdeckt Kupery den Fahrradunfall und wird auf den Fehler aufmerksam, der einen Zufall als Ursache des Unfalls ausschließt. Der Tote war mit dem ermordeten Florian Stolten befreundet. Und es gibt sogar einen dritten Todesfall, ebenfalls ein Unfall.

Der Schlüssel liegt in der Vergangenheit und betrifft einen früheren Todesfall, der scheinbar in keiner Verbindung mit den anderen Toden steht, obwohl das Opfer die späteren Opfer kannte.

INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG

Kaffeeleidenschaft

Christian Kupery ist nicht nur leidenschaftlicher Rechercheur sondern auch passionierter Kaffeetrinker. Er sucht nach neuen Mischungen, die er gerne seinen Gästen anbietet. Und kommt unterdessen ins Gespräch, während er die Buchpakete für die Stammkund:innen ausliefert, die seine Frau ihm anvertraut.

Seine Informationsquellen sind bunt: vom Ex-Polizisten zur Lieblingskundin, die eine Zeit lang in der Stolten-Villa gearbeitet hat. Telefonrecherche beim Einwohnermeldeamt und in den sozialen Netzwerken, wo Fotos in Communities gepostet werden, um Identitäten und Aufenthaltsort festzustellen.

In Deutschland meldet man sich an und ab.

(S.115)

Es gibt auch ein Treffen mit dem ehemaligen Buchhalter des Verstorbenen. Es ist ein unauffälliger, wortkarger Charakter, jedoch fahrig und voll des Lobes über den Toten. Seinen Nachfolger kritisiert er aufs Schärfste. Auch seine Kontakte in Naturschutzkreisen entdecken potentielle Krisenherde, weil das Eigentum von Grundstücken ungeklärt ist.

Buch Charaktere

Die Witwe

Christian Kupery besucht die attraktive Witwe und sucht nach einer Bankverbindung zu einer Unterhaltszahlung, während die Frau ihm ihre Geschichte erzählt, die mit Lücken versehen ist. Als Sekretärin ihres damals mit einer anderen Frau verheirateten Mannes beginnt sie ein Verhältnis mit ihm. Sie verreisen incognito, bis sie schwanger wird und er sich von seiner Frau trennt. Aktuell hat sie eine Affäre mit dem Sohn ihres Mannes, der wie sein Vater anscheinend kein Kostverächter ist, weil er zur gleichen Zeit ein Verhältnis mit seiner Sekretärin hat. Die Witwe will in der Villa bleiben, die sie mit ihrem Mann bewohnt hat, solange er lebte. Zufälligerweise verunglückt sie mit einem Pferdeanhänger und wird in eine Privatklinik eingeliefert.

Der ehemalige Polizist

Guter Freund von Christian Kupery ist Klaus-Peter Schlotthauer, ehemaliger Polizist, der seit einem aus dem Ruder gelaufenen Routineeinsatz querschnittsgelähmt ist.

Christian Kupery und Klaus-Peter Schlotthauer tauschen sich aus und auch Gerüchte, Halb-Wahrheiten und Tatsachen gleichermaßen über den verstorbenen Erwin Stolten und seine Familie machen die Runde. Über seine Großzügigkeit, seine Ehefrau, seine Frauen im allgemeinen. Die zwei Freunde geraten in Lebensgefahr. Sie nehmen es auf die leichte Schulter, obwohl die leitende Kripobeamtin aus Sorge um sein Wohlergehen Kupery zur Zurückhaltung rät.

Der entwendete Rollstuhl

Trotz der Entführung des Hobby-Detektivs und Ex-Polizisten, dem sein Rollstuhl entwendet wird und vor den Folgen weiterer Nachforschungen für seine Gesundheit gewarnt wird. Die wiederbefreite Geisel weigert sich die Polizei einzuschalten, nichtsdestotrotz schalten sich seine Tochter, die Polizeibeamtin ist, und seine ehemalige Kollegin, mit der er damals die Nachtschicht-Streife hatte, ein. Schlotthauer vertraut sich Kupery an und erzählt ihm, wie es zu seiner Verletzung gekommen ist.

Der Sohn

Der neue Mann im Unternehmen ist Sohn Michael. Er entließ die Hälfte seines Personals und stellte Mitarbeiter aus den ehemaligen Ostblockstaaten ein, die nicht einmal den Mindestlohn bekommen. Es gibt betriebsbedingte Kündigungen. Sein Verhältnis zu seiner Mutter ist vorwiegend wegen Erbschaftsangelegenheiten unter dem Deckmantel politischer Meinungsdifferenzen angespannt.

Naturschutzgebiet statt Truppenübungsplätze

Als für das Naturreservat vorgesehene Grundstücke, die vorher Truppenübungsplätze gewesen sind, einen neuen Eigentümer finden, ist der Streit vorprogrammiert. Die Grundstücke sollen laut Gerüchten sogar veräußert werden, um die weitere Entwicklung voranzutreiben. Zum Beispiel geht es um ein Hotelprojekt mitten im Naturschutzgebiet. Der verantwortliche Bauunternehmer reagiert ungehalten, als Kuperys rechte Hand Schlotthauer ihn auf die Grundstücke aus der Erbschaft anspricht.

Die Geliebte

Simone Schneider, die Sekretärin und Geliebte von Michael Stolten, wird ermordet, als sie am Wochenende ins Büro fährt, um einen dort vergessenen Kosmetikartikel abzuholen. Sie ist eine Buchfigur, die reichlich Klischees bedient, so wie manche anderen auch in dem Krimi. Kripo Detmold ermittelt. Es bleibt nicht bei diesem einen Mordfall in einer undurchsichtigen Situation.

Weitere angesprochene Themen

Fake-Profile, unter denen der eigentliche Inhaber an illegalen Sportwetten teilnimmt oder auf einem digitalen Marktplatz Angebote von Hehlerware bekommt.

Insolvenzverschleppung und Zigarettenschmuggel inklusive Steuerhinterziehung.

Private Überwachung durch eine Kamera mit Speicherkarte.

Ochsentour
FAZIT

Eine endlose Ochsentour im malerischen Lipperland bringt Polizei und Hobby-Ermittler ins Grübeln. Privatdetektive ermitteln auf eigener Faust, während die Polizei einen der Täter wegen eines kaputten Bremslichts anhält. Viele Opfer und nicht nur ein Täter in einem Fall, der seinem Abschluss entgegen wandert, als die Erzählstränge zueinanderfinden und die getrennten Ermittlungen Gemeinsamkeiten suchen. Wie bei einer echten Ochsentour in der Natur.

Ort der Handlung: Lipperland, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Alexanderkirche

Im gotischen Stil errichtet. An der Rückseite trifft sich Christian Kupery mit dem Naturschützer Jens Pölter.

Wistinghauser Senne

Ein Hotelprojekt mitten im Naturschutzgebiet ist geplant.

Ochsentour

Beim archäologischen Freilichtmuseum oder Segelflugplatz starten? Ehepaar Kupery macht sich auf dem Weg und stolpert über einen Toten.

Maria, die erste Frau des Verstorbenen und Tanja Stolten, seine Tochter aus erster Ehe, gehen den Wanderweg, der sie oberhalb des Holzheizkraftwerkes und der Sandgrube auf die Ochsentour und den Eidechsenpfad führt.

Währentrup

Christian Kupery fährt zu Villa Stolten, um sich die Anliegerstraße anzuschauen. Er parkt seinen Bulli am Parkplatz des Wasserparks.