Faule Kredite | Petros Markaris

Athen 2010

Vor dem Hintergrund der Realität, schreibt Petros Markaris über einen Kriminalfall.

Tourismuskrise

Die Finanzkrise in Griechenland war gleichzeitig eine Tourismuskrise.

Übersetzung

Der stechende Humor des Originals muss 1×1 übertragen werden, denn der Kriminalroman lebt davon.

Petros Markaris

Geboren 1937 in Istanbul hat Wirtschaftswissenschaften in Österreich studiert, bevor er sich 1964 in Athen niedergelassen hat. Er hat Goethe und Brecht in Griechisch übersetzt. 1995 führte er mit „Hellas Chanel“ die Figur des Polizisten Kostas Charitos ein. Gewinner der internationalen Auszeichnungen „Raymond Chandler“ und „Pepe Carvalho“.

Traumreiseziel

Athen; Griechenland; London; Cayman Islands.

Die Ermittlung

Die Finanzkrise ist in der griechischen Hauptstadt hautnah zu spüren; der Staat ist verschuldet,
Gehälter und Renten werden gekürzt, wütende Menschen protestieren auf den Straßen gegen die Misere.
Mittendrin ermittelt Kommissar Kostas Charitos zum sechsten Mal;
während privat die Hochzeitsglocken für seine Tochter klingeln, geschieht der erste mittelalterlich anmutende Mord;
das Opfer ist ein Bankier, der Täter hinterlässt eine Nachricht.
Die Athener Polizei steht vor einem Rätsel und glaubt an einen Terrorakt.

Die allgegenwärtige Sensationspresse

taucht an den Tatorten vor der Polizei auf.
Der Leiter der Antiterrorabteilung glaubt an einen terroristischen Akt und lenkt die Ermittlungen in diese Richtung.
Nach dem zweiten Mord eilen zwei Antiterror-Spezialisten zur Unterstützung aus London. Nur Charitos bleibt skeptisch.
Durch einen entscheidenden Hinweis sucht er in eine ganz andere Richtung.
Sein Chef gibt ihm grünes Licht, weiter zu recherchieren aber er muss unbedingt verdeckt ermitteln.

Seine Suche führt ihn in die Kreise der illegalen Einwanderer.

Die Polizei nimmt einen Tatverdächtigen fest;
das Bankkonto des festgenommenen weist mehrere verdächtige Eingänge auf und der Auftraggeber ist eine
Briefkastenfirma auf den Cayman Islands. Ihm zur Seite steht in diesem Fall die schöne und sehr tüchtige
Sekretärin seines Chefs, die wie alle anderen auch von den Gehaltskürzungen betroffen ist und eine neue
herausfordernde Tätigkeit braucht; ihre Webkenntnisse sind für den Fall von Vorteil.
Die Morde hören nicht auf.

 

Plakate und Zeitungsartikel gegen Banken und Kreditfallen

sind im Auftrag eines anonymen Auftraggebers überall zu sehen.

Charitos Team ermittelt weiter:
Ihre Fahndungsaktion konzentriert sich auf gekündigte Bankkredite und konkursgegangene Unternehmer.
1+1=2 und Charitos löst den Fall. Es gibt mehr als einen Täter…die Hand und das Gehirn…und sie sind
Charitos nicht unbekannt…
Markaris schildert die griechische Hauptstadt mit ihren kleinen und großen Problemen;
Verkehrsstaus, Streiks; junge Menschen, die ohne Gehalt arbeiten; hochverschuldete Menschen,
die Selbstmord begehen; illegale Einwanderer, die ohne Genehmigung auf den Straßen allerlei Waren verkaufen
und von der Polizei geduldet werden;

krumme Machenschaften mit „hedge fonds“ und sich selbst
bereichernde Manager und Bankiers;

eine Presse, die auf die Jagd nach Aufträgen vor „Enten“ nicht zurückschreckt;
eine von der Politik abhängige Polizei, die Erfolge vorzeigen soll und voreilig Verhaftungen vornimmt;
eine sich viel zu sehr ernst nehmende Antiterroreinheit;

und die Hauptfigur von Kommissar Charitos,
der seinen Autodinosaurier gegen einen neuen tauscht, selbstverständlich auf Raten – wie denn sonst.

Auch in diesem Fall ermittelt er mit dem ihm eigenen Wortwitz und gesundem Menschenverstand,
sein Bedeutungslexikon der griechischen Sprache immer wieder zu Rate ziehend, und schwimmt ein wenig gegen den Strom.
Das hält ihn nicht davon ab, mit Geduld und Rücksicht dem Täter das Handwerk zu legen.
Ein integrer Mann, ein Familienmensch und ein Philosoph: Charitos ist und bleibt sympathisch und
die Menschen um ihn herum mit ihren kleinen und großen Macken auch.

Wer sich nicht nur auf die Zeitungsbeiträge über die griechische Finanzkrise verlassen will,
sollte dieses Buch lesen inzwischen als ein Stück Zeitgeschichte.

Es schildert neben dem Kriminalfall die griechische Wirklichkeit,

die uns Markaris in jedem seiner Romane
ein Stück näher bringt. Die Pleite Griechenlands war 2010 – Erscheinungsjahr des Buches auf Griechisch –
nocht nicht in aller Munde, außer vielleicht in Griechenland selbst.

Die Wege des Kommissars durch den Straßenlabyrinth Athens finden ihr Ziel auch ohne „google Maps“ oder Navigationsgerät.

Petros Markaris verpackt in seinem ersten Buch der „Trilogie der Krise“ die Wirklichkeit
in der augenzwinkernd persönlichen Handlung, die nicht nur schwarzsieht;
die auf dem ersten Blick scheinbar unglaubwürdig anmutenden Morde im Kontext der beinah ausweglosen Krise
in Griechenland und ihrer am meisten davon betroffenen Hauptstadt Athen, sollen symbolisieren,
dass die Situation aus dem Ruder geraten war. Kyriaki Marati-Sparr BUECHER-LOGBUCH

 

Tatorte

Athen/Griechenland, Cayman Islands, London/Grossbritannien

 

Reiseführer

Siehe oben

 

Wirtschaft

Tourismus, Gastronomie, Stadtentwicklung, Archäologie, berufliche Bildung, Bankwesen.

 

Literaturhinweis

Petros Markaris, Faule Kredite, Diogenes Zürich 2011.

 

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