Rot wie Schnee | Tim Nicolas Zwick

BUCHCOVER
Rot wie Schnee Verschneite Landschaft. Unter Nadelbäumen ein Licht mitten im Traumland, das in der Pfalz zu suchen ist. Rot auf Weiß oder Weiß auf Rot, Schwarz auf Weiß, Schneeflocken zwischen schwarzen Wolken, Kontraste stehen im Zentrum dieser Aufnahme.
Das Spiel mit den Perspektiven steht hoch im Kurs: hoch und tief, klein und groß, Licht und Schatten, nah und fern, lautlos und geräuschvoll ergänzt durch das Spiel mit Farben, die irgendwo im Zwischenraum zwischen dunkel und hell auftauchen, changieren.
Atmosphärisch bis ins letzte Detail. Beinah klaustrophobisch. Sogar die Stille im tiefen Schnee ist spürbar, als hätte sie eine Stimme. Wie die Ruhe vor dem Sturm. Die Vogelperspektive zoomt die Leser:innen ins Zentrum des Geschehens. Wie bei einem Sturzflug. Oder bei einer Nahaufnahme.
Die Infos zum Buch
Autor: | Tim Nicolas Zwick |
Verlag: | KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH |
Übersetzung: | ./. |
Erschienen: | Oktober 2024 |
Umfang: | 300 Seiten |
Preis: | € 15,00(de) |
ISBN: | 978-3-95441-704-9 |
ZIELGRUPPE
Agatha Christie Fans, die die Art von Spannung suchen, wie sie in Schauplätzen jenseits von Städten, in der Natur und in Wer-ist-es-gewesen-Kriminalromanen besonders intensiv ist. Atmosphäre erzeugt hier Illusionen, der Winter ist je nach Blickwinkel ein Komplize und die Charaktere um den unfreiwillig ermittelnden Psychotherapeuten Ares Rot, der seinen ersten Doppelfall löst, sind gefangen in einem Haus, aus dem kein Entrinnen gibt, während der Schneesturm alle Wege abschneidet. Nach außen und nach drinnen. Wie in einer Falle.
Diese Geschichte enthält folgende sensitive Inhalte:
Gewaltbereitschaft
Detailbeschreibungen von Mordopfern
Verschleierung einer Gewalttat
Körperverletzung und Freiheitsberaubung
Rassismus
Missbrauch von Machtpositionen
Aberglaube
Verlust von Angehörigen und Tod
Trauer
Krebserkrankung
Kiki’s Rezension: Rot wie Schnee
EINLEITUNG
Zugeschneite Straßen und von der Welt abgeschnittene Dörfer umgeben ein Haus voller Menschen, die in einer Notlage sind. Die Telefonverbindung ist schlecht, die Polizei hat nicht nur wegen des Wetters alle Hände voll zu tun und kann deswegen nicht zeitnah vor Ort sein. Das Gastgeberpaar und seine Gäste, der Gärtner, die Vorbesitzer, Familie und Freunde und ein Abend, der verspricht, nicht langweilig zu werden. Sogar Agatha ist präsent, nicht die „Queen of Crime“ sondern ein Buchcharakter, der ihren Namen hat.
INHALTSANGABE
Rot wie Schnee
Ein altes abgelegenes Herrenhaus, das mehrfach den Besitzer gewechselt hat, bekommt neue Besitzer. Die Einladung von Felix und Wanda zur Einweihungsfeier für enge Freunde und Familie hat die Rechnung ohne das Wetter gemacht. Und ohne die Vorbesitzer, die ebenfalls eingeladen sind, sich immer noch um ihr altes Haus trauern und den Verlust ihrer ersten Tochter mehr schlecht als recht verkrafteten. Monatelang fanden Umbauarbeiten statt, jetzt ist es an der Zeit, das neue Gesicht des Hauses vorzuführen.
Heruntergekommener Charme und neue Elemente machen aus der Einrichtung einen eigenen Mix. Es beginnt mit leichtem Schneefall und die Luft wird beißend kalt. Der Wind nimmt zu.
Agatha, die mit den Gastgebern befreundet ist, bittet ihren Freund Ares, sie zu begleiten. Der ehemals erfolgreiche Therapeut muss nach einem Skandal mit einigen wenigen Aufträgen über die Runden kommen und ist froh über die Abwechslung. Zwei Morde und ein vermisstes Kind später sucht Ares verzweifelt nach der Wahrheit und muss erkennen, dass schlafende Hunde längst wach geworden sind. Die Lage droht aus dem Ruder zu geraten, weil die Gruppe einem Verdächtigen die Schuld in die Schuhe schiebt, weil er schon vorbelastet ist. Wenn es nach der Gruppe ginge, ist dieser Mann der Täter, denn alle anderen haben ein Alibi.
INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG
Es ist stets ein Blick hinter die Kulissen. Einer Landschaft, eines ehemaligen Herrenhauses, einer Buchfigur. Die Charaktere verstecken sich hinter Plattitüden und lassen oft andere die Kastanien aus dem Feuer holen. Unbeholfen smart aktiviert Ares Rot, der nur Agathas wegen in diesen verzwickten Fall hineingerät, seine grauen Zellen und zieht den Joker. Er enttarnt den Täter, der eigentlich keiner war, aber zu einem wird, und stimmt die Leser:innen nachdenklich über das Motiv. Am helllichten Tage fehlt von einem Kind jede Spur und das Mädchen bleibt spurlos verschwunden trotz Großaufgebot der Polizei. Als Jahre später ein zweites Kind verschwindet, herrscht nochmals Ratlosigkeit, bis das Puzzle gelüftet wird.
Aberglaube, der in diesem Kriminalroman überall zugegen ist, verfehlt bei dem einem oder anderen Buchcharakter nicht seine Wirkung, bleibt jedoch sekundär.
Ares Rot, der unfreiwillige Ermittler
Das Bild, das andere Menschen von ihm haben, irritiert sie. Er ist Psychotherapeut, er verliert seine Praxis, weil ein Gutachten die Gefahr, die von einem Menschen ausgeht, nicht erkennt. Er hat alles, um erfolgreich zu sein, er ist aufmerksam und ein guter Zuhörer. Und doch ist etwas an ihm merkwürdig.
Alles, was die Menschen über Ares Rot wissen, sind Erzählungen, fremde Wahrnehmungen, Presseberichte über ein Skandal, der ihm seinen Ruf gekostet hat, Gerüchte über seine Zuverlässigkeit. Ares erweckt Neugier in den Menschen, die fremde Geheimnisse anziehend finden.
Einem davon wird diese Neugier und die Lust nach fremden Geheimnissen zum Verhängnis. Für den hilfsbereiten, sensiblen und neugierigen Ares wird die Situation, die droht zu entgleisen, zum Motiv. Das Motiv, die Gruppe von ihrer kindlichen Angst vor dem schwarzen Mann zu befreien, den wahren Täter zu stellen, der siegessicher, arrogant und herausfordernd in der Mitte der verängstigten Gruppe sein Unwesen treibt, Gerechtigkeit wiederherzustellen.
Rot wie Schnee
FAZIT
Der Blick kann die winterliche Dunkelheit nicht durchdringen, buchstäblich sucht die Ermittlung auf verschneiten Wegen nach der Lösung, vor allem nach dem Täter, der sich in Sicherheit wähnt und zweimal zuschlägt. Der eigensinnige Ares Rot versucht seine Vorahnungen zu ignorieren, beschreitet ungewöhnliche Pfade, dabei kommen ihm unverschlossene Haus- und Garagentüren zur Hilfe. Nach unzähligen Handgreiflichkeiten ist der Täter schachmatt, Selbstjustiz wird verhindert und ein alter Vermisstenfall aufgeklärt.
Ein Privatdetektiv lässt Schnee und Schatten hinter sich, er macht sich auf in sein neues Leben. Das Warten auf das nächste Buch kann beginnen.
Ort der Handlung: Ehemaliges Herrenhaus in der Pfalz in der Nähe von Dahn, Rheinland-Pfalz
Ehemaliges Herrenhaus, Pfalz
Mit vielen kleinen Erkern. Außenmauer stellenweise weiß verputzt, mal unverputzt grau, an anderen Stellen mattrötlich, das Dach mit fast schwarzen Schindeln gedeckt. Tatort und Fundort.
Der Speicher, im Herrenhaus
Die kleine Emma ist verschwunden, im Speicher wird sie gesucht und nicht gefunden, stattdessen findet Agatha einen alten Fall in einem Umzugskarton.
Büro eines kleinen Taxiunternehmens, im nächsten Dorf, nah Dahn
Der Taxiunternehmer hat seinen letzten Fahrgästen einen viel zu hohen Preis berechnet, reumütig fährt er zurück, um das Geld zu erstatten und gerät in eine Falle.
Ein Versteck in der Wand
Die kleine Emma versteckt sich und bleibt unsichtbar. Bis sie sich entscheidet, zu erscheinen. Die Erwachsenen sind überfordert.