Schwestern | Marcello Fois

Die Infos zum Buch:

Autor: Marcello Fois,

Verlag: Wagenbach Verlag

Übersetzung: Esther Hansen

Erschienen: Berlin 2015

Umfang: 135 Seiten

Preis: €(de)

ISBN: 978-3-8031-1312-2

 

BUCHCOVER

Schwestern Wie fühlt es sich an, einem jahrelangen Irrtum aufgesessen zu sein, in menschlichen Miteinander? Aggression im Verborgenen manifestiert sich auf der Frontseite. Vielleicht ist sie gar nicht unsichtbar, sondern das Cover spielt sein Spiel mit uns und zeigt die Wirklichkeit seitenverkehrt.

Salto Mortale

In gewohntem Salto-Design ist der Rahmen das Epizentrum aufgestauter Emotion und der Stein das Instrument der Verschwiegenheit.

ZIELGRUPPE

Dichtung als Prosa

Eine poetische Sprache begleitete den gemächlichen Gang der Handlung.

 

Kiki´s Rezension: Schwestern

EINLEITUNG

Der Poet begleitet seine Prosa auf Schritt und Tritt und läßt sie nicht entgleisen. Im Buch formt sich der Beginn mit Zwillingsschwestern und ihren Persönlichkeiten in einem vorgegebenen Kontext. Marinella ist mutiger als Alessandra und betrachtet sich distanziert, als wäre sie von ihrem Körper getrennt, manchmal ein Symptom posttraumatischer Belastungsstörung.

 

INHALTSANGABE

Schwestern

Vor uns Nuoro, Sardinien

Die Schwestern betreten die leere Wohnung des Vaters. Beide sind nicht nihilistisch eingestellt, die eine packt mehr als die andere, beide suchen Lösungen, aber die Unterhaltungen versanden in alte Erinnerungen, als würde jemand ihre Memoiren schreiben entweder allein oder mit Unterstützung. Pflichtübungen aus ihrer Zeit als Kind, unbehandelte Schmerzen oder einfach viele Erinnerungen.

 

INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG

Doppelventile

Es werden Situationen aufgenommen aus dem Leben anderer hochgehalten, als Kontext benutzt, die Geschehnisse umrahmend, die jedoch mit den Persönlichkeitsstrukturen der Situationsbewohner, nicht ausschließlich und unbedingt etwas gemeinsam haben. Eine Verfremdung tritt ein.

Die eine Schwester verweigert sich dem Ventil der Tränen, indem sie das Weinen zurückhält, die andere hüllt sich in Schweigen mit sparsamen Unterbrechungen, die sie nicht als Kommunikation versteht.

 

Das Laster der Metaphern

Alessandra ist abergläubisch und fatalistisch und sie hat Angst vor dem Altern. Sie glaubt an steuerbare Ereignisse und entscheidet aus inneren Zwängen. Ihre physisch-körperlichen Erscheinung und Ersatzhandlungen lenken ab vor dem Wesentlichen, das ist hier das Zusammensein mit ihrer Schwester und die Verarbeitung des Todes ihres Vaters.

 

Die Unterhaltungen

sind hölzern, sie schleppen sich durch regressive Phasen und Zusammenhanglosigkeiten. Eine Abwertung des Weiblichen und die bloße Fixierung auf die Rolle als gebärender Part charakterisiert den Plot. Identitätssuche und Sehnsucht nach Gleichheit im Aussehen, weniger in der Persönlichkeit, werden in Parabeln und Metaphern verpackt und Albträume irren durch die Nebelwälder.

Selbstmitleid, ziellose Gespräche, die aneinander vorbeireden, linguistische Sackgassen, Stunde Null Atmosphäre und Personifizierung in der Tierwelt tröpfeln in einer breiter werdenden Pfütze ihr wahres Wesen.

 

Haushaltsauflösung

Primär geht es um eine Haushaltsauflösung, die nicht voranschreitet, weil die Beteiligten erst die Vergangenheit aufarbeiten müssen, es bewegt sich kaum ein Staubkorn bis auf das Wetter.

 

Krisen

Die Widersprüchlichkeit der Gedanken und Unterhaltungen beruht auf eine oder viele ungelöste unverarbeitete Krisen in früheren Jahren oder in der Adoleszenz. Die Gedanken über Gegenstände und ihre Zeitreisen erfüllen Single Moments und machen vergessen, wie schwer es ist, sich zu verbinden, verbunden zu bleiben, sich neu zu verbinden und zusammenzubleiben, ein Stück Glück zu liebkosen nicht für einen einzigen Moment.

Zurück in die Vergangenheit oder gibt es noch eine Zukunft in diesem Ort?

 

Schwestern

FAZIT

Wassertropfen

Rückzug und Reise ins Ich, absolute Abgeschiedenheit und Tagträume, die Menschen mit viel Zeit beschäftigen. Wie ein Kammerspiel entwickeln sich Wassertropfen einer missglückten Kontaktierung, die mehr reden will als Aktion.

Der Text braucht Skateboards.

 

Zement

Das Ende der Beziehungen instrumentalisiert sich über Briefe. Die Emotionen bleiben unter Verschluss. Reue wegen verpasster Chancen überzieht den Buchkörper wie Zement.

Zärtlichkeit bleibt hier trotz der raren Romantik, auf der Strecke. Die Endzeitstimmung bewegt wache, fluchtbereite Menschen zum Koffer packen.

 

Todessehnsucht

Die Verweigerung, die Erinnerung an den Vater zu besprechen, führt zu ziellosen Trennungsgesprächen über das eigene Schaffen. Gedankenspiele mit Eventualitäten erzählen im Buch von Fantasien und Träumen, die an den Rand der Wahrnehmung führen.

Das Wasser signiert ewige Liebe, wenngleich Todessehnsucht emporsteigt wie Blasen aus einem Filter faustinischer Wanderungen.

 

 

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