Auferstehung | Craig Russel

Die Rückkehr

Ein verletzter Polizist und eine sehr beschäftigte Behörde machen die Polizeidirektion der Hansestadt Hamburg den Ort des Geschehens von Anfang bis zum Ende dieses Kriminalromans, der als Teil einer Serie die Hansestadt zum Tatort konstruiert und von ihren verschiedenen Bauprojekten erzählt.

Die Geister von Altona

Es geht hier um Tote, um Taten und um Täter. Letztere zu finden nach vielen Jahren ist anstrengend und wird Kraft und flexibles Denkvermögen benötigen.

Übersetzung

Als Buchreihe eine kleine Zeitgeschichte.

Craig Russel

1956 in County Fife, Schottland geboren ist Craig Russel ein britischer Schriftsteller, der vor allem durch seine Kriminalromane um den Hamburger Kommissar Jan Fabel bekannt geworden ist. Vor seiner Tätigkeit als Schriftsteller war er Polizist, Werbetexter und Creative Director. 2005 veröffentlichte er seinen ersten Kriminalroman „Blutadler“, in dem der Protagonist Kriminalhauptkommissar Jan Fabel Premiere hat. Die Reihe der Fabel-Romane entstand nach eigener Aussage Craig Russels, weil er seit langem ein Interesse für die deutsche Sprache, die deutsche Kultur und die
Menschen hegt; er spricht fließend Deutsch und ist viel durch Norddeutschland gereist.

Bis 2010 und nach „Blutadler“

erschienen vier Kriminalromane, in englischer Sprache im Verlag Hutchinson und in deutscher Übersetzung bei Ehrenwirth. Die Reihe wurde zu Hörbüchern verarbeitet, die deutsche Fassung liest David Nathan. Die ARD sendete „Wolfsfährte“ (Erstausstrahlung) nach dem gleichnamigen zweiten Roman mit Jan Fabel am 30. Oktober 2010. Die deutsche Produktionsfirma Tivoli Film der österreichischen Produzenten Thomas Hroch und Gerald Podgornig produziert vier weitere Verfilmungen für die ARD.

Russell begann neben der Fabel-Romanreihe

mit den Lennox-Romanen eine zweite Romanreihe, die in der Unterwelt von Glasgow in den 1950er Jahren
platziert ist. Die Lennox-Reihe erscheint seit 2009.

Unter dem Pseudonym Christopher Galt

veröffentlichte er im Jahr 2014 den Roman „Biblical“. Die Paperback (Taschenbuch)-Version trägt den Titel „The Third Testament“ und nennt Craig Russel als Autor auf dem Titel.

Mit Jan Fabel,

dem Hamburger Polizisten, hat Craig Russel eine Buchfigur erschaffen, die parallel zur Stadt einen Lebensbaum zeichnet
mit mindestens 23 Ästen, in so vielen Sprachen wurden die Bücher übersetzt.

Craig Russel lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in

Perthshire (County of Perth)/Schottland.

Malen, Kochen und Reisen sind einige seiner Hobbys.

Russel wurde 2007 für den „Golden Dagger Award“

der britischen „Crime Writers´ Association (CWA)“ nominiert; der CWA ist die größte Auszeichnung für Autoren von Kriminalromanen. Im selben Jahr war er nominiert für den französischen Krimipreis „SNCF Prix Polar“. Im Februar 2007 wurde er als derzeit einziger Ausländer (2016), dem diese Auszeichnung verliehen wurde, mit dem prestigeträchtigen Polizeistern der Polizei Hamburg geehrt. Besagte Auszeichnung wird Personen verliehen, die sich um die Darstellung der Hamburger Polizei und ihrer Themen in der Öffentlichkeit verdient gemacht haben.

Craig Russel gewann den „Dagger in the Library“ 2008

der CWA, mit dem der in öffentlichen Bibliotheken am meisten ausgeliehene lebende Krimiautor ausgezeichnet wird.

 

Jan Fabel Serie

1. Blood Eagle (Deutsch: Blutadler 2005), 2. Brother Grimm (Deutsch: Wolfsfährte 2007), 3. Eternal (Deutsch: Brandmal 2007), 4. The Carnival
Master (Deutsch: Carneval 2009), 5. The Valkyrie Song (Deutsch: Walküre 2010), 6. A Fear of Dark Water (Deutsch: Tiefenangst 2011), 7. The
Ghosts of Altona (Deutsch: Auferstehung 2016). Fünf der sieben Jan Fabel Romane wurden für das deutsche Fernsehen verfilmt mit Peter Lohmeyer
in der Hauptrolle als Kriminalhauptkommissar Jan Fabel: Wolfsfährte, Blutadler, Brandmal, Carneval, Todesengel (Romanvorlage: Walküre).

Tatort und Reiseziel

Die Hansestadt Hamburg;
Hamburg-Altona;
Hamburg-Fuhlsbüttel;
Ottensen (in diesem Stadtteil befindet sich Jan Fabels Wohnung);
Schanzenviertel (hier ist der Dealer-Treff);
Eppendorf (Butenfeld)

Jan Fabel

Zurück im Dienst nach zwei Jahren, Überlebender lebensgefährlicher Verletzung und Nahtod-Erfahrung betrachtet Jan Fabel, Chef der Mordkommission in Hamburg, manches anders als früher. Als bei Bauarbeiten auf einem Supermarktparkplatz eine Leiche gefunden wird, ahnt Jan, um wen es sich handeln muss: Monika Krone, Mitglied eines Gothic Clubs, verschwand vor 15 Jahren.

Die Suche nach ihr war Fabels erster Fall.

Eine Mordserie ist unheilvoll mit diesem Fall verbunden. Die Opfer sind ein Maler, der ein Bild von Monika malte, ein Autor von Gruselromanen, ein Architekt und Monika Krone. Jeder einzelne hatte eine sexuelle Beziehung zu Monika und ein Alibi für den Abend ihres Verschwindens. Als ein verurteilter Serien-Vergewaltiger aus Fuhlsbüttel

Santa Fu

ausbricht, den Fabel für den Mord an Monika verantwortlich wähnte, stellt sich die Frage, wer sein Helfer war und welche Rolle er tatsächlich in dem „Cold Case“ Monika Krone gespielt hat. Jan Fabel leitet die Hamburger Mordkommission. Von dem lebensgefährlichen Angriff, der ihm fast das Leben kostete, hat er sich einigermaßen erholt. Der komplexe Fall um die Literaturstudentin Monika Krone hat viele Gesichter und manchmal gehört nicht jede Einzelheit aus der Arbeit der Mordkommission zu dem Fall.

Die Bauelemente der Erzählstruktur, die möglicherweise dazugehören könnten, sind:

vermisster Junge in der Nachbarschaft, dessen Abwesenheit sensibilisiert und Durchsuchungen ohne Durchsuchungsbefehtl veranlasst, ein Mord in einem Altenheim auf der Basis ausgeliehener Erinnerungen, die Flucht eines Sexualstraftäters aus der Haftanstalt, Mordopfer, die Monika Krone gekannt haben, ein Tattoo tragen und ein Alibi für die Nacht ihres Todes vorweisen konnten, Edgar Allan Poe, „Das Bildnis des Dorian Gray“, Mary Shelleys „Frankenstein“, eine Selbsthilfegruppe, die Nahtoderfahrungen erlebte und ein Gothic-Kulturkreis.

Symbolismus ziert die Architektur des Kriminalromans; seine Aussagekraft wird graduell enthüllt.

Das Opfer Monika Krone taucht auf vielen Gemälden auf, die die Grenzen des Expressionismus sprengen.

Die Polizei wird von der Gerichtsmedizin unterstützt bei ihrer Suche nach einem Profil der toten Monika Krone, die eine Soziopathin hätte sein können. Allmählich setzt sich das Puzzle zusammen und Vergangenheit erklärt die Gegenwart. Instinkt, Intuition, Ahnungen, latente Zeichen, den Vermissten Fall als gewaltsamen Tod zu sehen, die auf eine Person als den Täter deuten. Wenn der Täter sogar ein Angestellter der Stadt Hamburg ist (konkreter geht es in dem Buch um das Denkmalschutzamt), rückt die Behörde ins Visier der Ermittlungen. Ein Bild vom Sterben, Phasen und Gedanken, Gefühle verpackt in Körperzustände entsteht.

 

Faser von Erinnerungen

schweben zwischen Sinn und Sinnleere auf dem Weg in eine Geschichte, die keiner erkennen kann, jedenfalls am Anfang, als der Tod näher zu sein scheint als das Leben.

Aus diesem Nebel tauchen erste Schemen und Hinweise: ein alter Mann, der einen Mord begehen will, ein brutaler Gefängnisinsasse, der Frauen Angst macht und fliehen will. Ein Skelett, weiblich, das bei Bauarbeiten gefunden wird. Dieser Leichenfund erinnert Jan Fabel an diesen einen alten Fall ohne Täter: die Studentin der Literaturwissenschaft, die vor 15 Jahren spurlos verschwand. Jochen Hübner, alias Frankenstein, Serienvergewaltiger, steht unter dem Verdacht, die junge Frau ermordet zu haben, doch Beweise gab es damals nicht.

Dieser Kriminalroman macht den Leser mit psychischen Anomalien, wie z.B. das Cotard-Syndrom, bekannt, denn sie spielen eine wesentliche Rolle in dem wie Frankensteins Monster gebauten Plot.

Menschen in existentiellen Krisen sind Fabels Hinterbliebene, bevor es ihnen bewußt wird, daß ihr vermisster Angehörige(r), meistens Sohn oder Tochter, tot ist.

 

Mitten in der wilhelminischen Architektur Altonas

im Epizentrum von Demonstrationen und potentiellen Brennpunkten ist die Polizei ermittelndes Organ, das sich einer vorgeschlagenen Route widersetzt und die Einigung auf eine Kompromisslösung erzielt. Der genesene Jan Fabel besucht mit seiner Kollegin Anna Wolff Monika Krones eineiige Zwillingsschwester Kerstin; sie arbeitet als Lehrerin. Dabei auffallend ist der Fatalismus, den Mörder ihrer Schwester finden zu können wegen der vergangenen Zeit.

 

Berufsbezeichnungen übernehmen im Laufe des Plots

den Part der Vorstellung vermutlicher Täter; namenlos, unpersönlich, parteilos, teilnahmslos.
Die Struktur einer Hamburger Mordkommission wird erklärt; sie ist das Aushängeschild für die Polizei Hamburg in diesem Buch und in den anderen Kriminalromanen der Jan Fabel Reihe.

Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz werden hier begangen und zwar nicht von der organisierten Kriminalität, sondern von Privatpersonen, die einen engen Freundeskreis versorgen.

Todeserfahrungen, Todessehnsucht, Lebensmüdigkeit, Halluzinationen werden mit
Dimethyltryptamin und Xylazin in Verbindung gebracht.

Aber auch ohne Medikamente finden sich Anknüpfungspunkte mit Traumata.
Die schwere Verletzung eines Polizeibeamten wirkt toxisch auf sein Umfeld. Berichtet wird hier von der Traumatisierung Angehöriger,
von Freunden und Kollegen, die sich mehr verändern als die betroffene Person selber.
Entscheidungen werden bei fortschreitender Lektüre transparenter, Persönlichkeiten kompletter, die Handlung verständlicher, Einzelelemente schlüssiger.

Erben, die keine Kinder des Verstorbenen sind, können unversteuert geringere Geldsummen als Kinder erben.

Eine Frau ohne enge Verbindungen aber viele Bekanntschaften steht im Mittelpunkt der Ermittlungen, zumal ihr Spiegelbild am Leben ist und indifferent
erscheint, was die Jagd nach dem Mörder angeht. Die Bereitschaft der Hinterbliebenen bei der Aufarbeitung des Falls Monika Krone behilflich zu sein ist
gering. Der Plot dringt in die Privatsphäre ein. Die Lücken der Erinnerung, die sich als Erwartungen entpuppt, als Sehnsucht, als Realität in einem anderen Leben, in dem Leben eines anderen.
Der Liebhaber der Regelmäßigkeit Jan Fabel kommt in Kontakt mit Veränderung durch seine beinah tödliche Verletzung.

Im Buch ist mehrmals über Nahtoderfahrungen zu lesen und von der Auseinandersetzung zwischen spiritueller und neurologischer Art von Erfahrungen die Rede.

Langsam werden die Geschichten mit den Personen verknüpft; Klarheit entsteht.
Die Folgen der intensiven Arbeit als Kriminalhauptkommissar für die Familie werden thematisiert, wenn die Öffentlichkeit das private Umfeld eingeholt hat.
Jan Fabel hat sich für den Polizistenberuf entschieden und dabei die Tugenden eines Historikers ins Boot geholt, denn Geschichte hat er studiert.
Ein Gemälde verbindet einen ermordeten Künstler mit einem Päderasten und Mörder.

Dieser Kriminalroman gehört zu einer Reihe von Kriminalromanen, die eine

Timeline

skizzieren, die Timeline Hamburgs und vor allem die Timeline der Polizei Hamburgs.

Das Buch schwärmt von der Hansestadt Hamburg und macht eine Verbeugung vor ihren Stadtteilen, die es minutiös, detailverliebt, reiselustig miteinbezieht.
Jan Fabels Ermittlungen kreisen ganz Hamburg ein und markieren Zeiten
vor seiner Verletzung, nach seiner Verletzung ohne den grossen Unbekannten zu vergessen, den „Cold Case“ Monika Krone und das Motiv. Hinzu kommt, dass die Verstorbene Muse des bekannten Künstlers Detlev Traxinger war, der Opfer eines Mordes wird.

 

Die Landschaft Hamburgs

verschmilzt mit der Fiktion ohne die Klarheit ihrer Realität zu verlieren:

„Er konnte in alle Richtungen gleichzeitig sehen, und die ganze dunkle Stadt – von Blankenese bis Altengamme, von Sinstorf bis Wohldorf – glitzerte mit harter, obsidianscharfer Klarheit.“ (zit. Craig Russel, Auferstehung, übersetzt aus dem Englischen von Stefanie Schäfer, S. 24)

Das Lokalkolorit gleitet über die Seiten wie ein Alsterschwan.
„Es hieß, Hamburgs Architekten könnten mit Backstein stricken“ (zit.: Craig Russel, Auferstehung, Aufbau Taschenbuch, S. 304).

Craig Russel kann mit Worten und Bildern, die im Kopf entstehen, stricken; die Hamburger Mordkommission als nationales Kompetenzzentrum porträtieren; und last but not least sollte

Denkmalgeschütztes vor Eindringlingen geschützt werden (zit.: Craig Russel, Auferstehung, Aufbau Taschenbuch, S 389-390).

 

Hinweis auf Wirtschaft eines bundesdeutschen Stadt-Staates

Tourismus.

 

Literaturhinweis

Craig Russel, Auferstehung, Aufbau Verlag, ISBN: 978-3-7466-3409-8, Berlin 2018.

Schreibe uns Deinen Beitrag!

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht oder weitergegeben. Du erhälst keine Werbung von uns! Bitte respektiere die Meinung und Sicht eines anderen. (Erforderliche Felder sind mit einem * markiert)