Dresden rechts außen | Beate Baum

Literaturangabe

Buchtitel:

Dresden rechtsaußen Kirsten Bertrams achter Fall

Autorin:

Beate Baum

Verlag:

Redstart Verlag

Erschienen:

MI, U.S.A. 2020

Umfang: 222 Seiten

ISBN: 978-3-75190579-4

Preis: €12,90

 

Der Krimi beginnt mit einer Demonstration auf dem Theaterplatz in der Dresdener Altstadt. Die Protagonisten Kirsten, Kosename Kicky, und Andreas, alias Andy, stehen mittendrin.

 

Demonstration

nennt man eine Veranstaltung unter freiem Himmel, welche die Kundgabe einer (meist politischen) Meinung bezweckt. Der Begriff Demonstration ist kein Gesetzesbegriff. Durch das Gesetz über Versammlungen und Aufzüge werden die Schranken des Grundrechts der Versammlungsfreiheit näher bestimmt.

(Weber Rechtswörterbuch 24. Auflage, S. 382, 1781)

Andy ist freier Autor und Kirsten arbeitet seit einem halben Jahr im Feuilleton. Die beiden sind inzwischen verheiratet, nachdem sie Jahre lang eine On-Off-Beziehung unterhielten. Der Rivale Dale, bereits im Erfurter Krimi „Auf Sendung“  zu erleben, hat derweil Deutschland verlassen.

Ihre Beweggründe sind mehr als freizeitliche Neugier über das versammelte Volk und die Herkunft seiner Parolen. Andy hat die Kompaktkamera dabei und fotografiert ununterbrochen.

 

Kirsten will Anzeige erstatten

mithilfe von Bildern, die ein Reporter – hier aus einem Monatsmagazin – geschossen hat. Dieser fotografiert zum Beispiel, wie eine Pressevertreterin wie sie von dem Sicherheitspersonal der Demonstration verwiesen wird. Aus diesem Grund gibt sie dem Kollegen aus einer anderen Zeitung ihre Kontaktdaten.

Die Polizei ist während der Versammlung präsent, in dem sie durch ihre Abwesenheit auffällt. Private Wachmänner leiten die Demo. Letztere haben den Auftrag von den Organisatoren der Demonstration bekommen.

 

Die Beleuchtung der Semperoper und des Zwingers

ist ausgeschaltet, um die Gebäude vor Vandalismus zu schützen oder um Sparmaßnahmen einzuleiten.

 

Auf der Demo treffen zwei unterschiedliche Gruppierungen

aufeinander. Diese könnten das Potential haben, Aggressionsschübe zu entfachen. Es sind eine sich christlich nennende und definierende Gruppe und eine linksgerichtete Strömung. Der nachfolgende Text setzt Kenntnis der Definition dieser Gruppierungen im voraus.

Die Protagonistin überlegt sich, über die Demonstration zu berichten. Geichzeitig besinnt sie sich auf die Lokalredaktion, die zuständig wäre. Diese ist, soweit das Auge reicht, nicht anwesend.

Könnte man spontan die Zuständigkeit übernehmen, eine Reportage über ein Ereignis schreiben, wenn niemand von den zuständigen Kollegen vor Ort ist?

 

Das Bewusstsein über die Werte des Staates,

in dem man lebt, gehört in der Story in der Nähe der Zugehörigkeit zu einer politischen Partei und der öffentlichen Haltung gegenüber einem Erstaufnahmelager in einem deutschen Heimatort.

Lange nach Beendigung der offiziellen Demonstrationen fanden Kundgebungen und Auseinandersetzungen statt, die Folgen wie Körperverletzung und Sachbeschädigung gehabt haben.

 

Nach der Demonstration, den Ausschreitungen und den Festnahmen

findet man am Elbufer in der Nähe der Carolabrücke einen toten Mann. Der Vorfall steht vermutlich in Zusammenhang mit den Demonstrationen, so die Nachrichten im Radio. Der Tote gehörte zum Umfeld der prochristlichen Demonstrationsgruppe.

Andys Hamburger Auftraggeber wünscht sich eine Reportage mit Einblicken in das rechte und linke Milieu. 

Andy arbeitet als Freiberufler, nachdem er lange Zeit die Lokalredaktion geleitet hat und sich entschloss von ihrer Bürokratie zu befreien, die keine „Streetwork“ zuließ.

Es herrscht ein lockerer Umgangston zwischen ehemaligen Redaktionsangehörigen, wie Andy es ist, und Mitgliedern des tagesaktuellen Stabs. Die freien Rechner stehen zur Verfügung, um Polizeimeldungen zu lesen.

Kirsten schreibt ihre Erlebnisse in ein Dokument und stellt es der Lokalredaktion zur Verfügung, bevor sie sich Richtung Feuilleton-Abteilung verabschiedet. Sie wird im Anschluss gebeten, die Lokalredaktion zu unterstützen und erfährt aus erster Hand, wie manche Kollegen die Kooperation mit anderen Ressorts meiden.

Welchen Stellenwert hat die Verantwortung eines Journalisten oder einer Journalistin für das Ressort „deutsches Bundesland“ innerhalb einer Teamstruktur, in diesem Fall Sachsen? 

 

Das Ziel ist eine Hintergrundreportage

und Informationen hoffen die Journalisten von der Kripo zu bekommen. Diese organisiert eine Pressekonferenz in ihren Räumen an der Schießgasse. Man ist wortkarg, trotzdem informiert man, dass das Opfer einer der gemäßigten Organisatoren der Kundgebung gewesen ist. Vertreter:innen regionaler und überregionaler Zeitungs- und Fernsehmedien sind zugegen.

Der zeitliche Rahmen der Ereignisse stimmt mit dem Besuch der Bundeskanzlerin überein. Den reellen oder bei einer fiktiven Geschichte einen zukünftigen Zeitpunkt.

Unternehmen haben Pressesprecher, Gerichte haben Pressesprecher und die Kriminalpolizei schickt ihre Pressesprecherin vor. Sie befragen Journalisten nach der Vorlesung der Stellungnahme nicht, sondern wollen direkt mit den Kommissaren reden.

Inwiefern haben lokale Sprachidiome eine Bedeutung heutzutage, wenn die Polizei bei einer Pressekonferenz zu hören ist? 

 

Die an der Demonstration teilnehmende Flüchtlingshilfe

sitzt im Scheunenhofviertel, in dem viele unsanierte Gebäude zu finden sind und einige politische Initiativen ihre Büros unterhalten. Das Ehepaar Bertram/Rönn erfährt, dass diese Organisation bereits Besuch von der Kripo bekommen hat. Sogar die Trinkgewohnheiten galten dem Interesse der Kriminalpolizisten. Gerüchten zufolge soll die Tatwaffe eine Bierflasche sein und aus einer kleinen Brauerei an der Schönbrunn Straße stammen.

 

Sogar die Geschäfte in diesem weniger beachteten Viertel

der Kleinunternehmen und Hilfsorganisationen bekommen einen politischen Touch. Spekulationen über Verkaufszahlen und Kundenprofile, die politisch motiviert sein könnten, gehören zur Lieblingsbeschäftigung der Protagonisten.

Einerseits hält die Polizei Informationen zurück, andererseits stellen die Journalisten Zusammenhänge her, die naheliegend sind, doch nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen.

Maskiert bei Demos und Gegendemos?

Links radikale treffen auf rechts radikale.

Runenaufschriften werden den Rechtsradikalen zugeordnet. 

Anzeige erstatten gegen einen persönlich verbal auffälligen Demonstranten sowie auch gegen einen Ordner, der nichts dagegen unternommen hat.

 

Erkennen einer Person auf einem Polizeibild,

die für die Sicherheit während einer Demonstration zuständig war und zu einem anderen Zeitpunkt am selben Tag durch verfassungsfeindliches Verhalten aufgefallen ist.

Am Terrassenufer vor dem Albertinum wurden die meisten Bilder aufgenommen. Es ist in der Nähe des Tatorts, das ist die Carolabrücke.

In einem Plattenbauviertel und dessen Kneipe finden Gespräche zwischen Bertram/Rönn und den Stammgästen wie auch dem Wirt. Und noch mehr Gespräche in einer Wohngebietskneipe zwischen der Rudolf- und der Lößnitzstraße.

Hausrecht ausüben, wenn der Wirt Gäste aus seinem Laden entfernen will? 

Die Presse ermittelt verdeckt unter einem Vorwand ohne es mit der Redaktion abgesprochen zu haben.

Es gibt nicht nur einen Konflikt zwischen rechts- und linksextremen Personen und Gruppen sondern auch zwischen gemäßigten und radikalen Rechten. Die Bezeichnungen tauchen pauschalisiert in Gebrauch auf und werden als selbstverständlich verstanden, so dass die Unterscheidung zwischen Linksextremisten und Rechtsextremisten eine klare Abgrenzung erfährt.

 

Aus dem Internet erfahren sie,

dass der Oberstaatsanwalt Haftbefehl gegen einen vorbestraften Arbeitslosen erlassen hat, der kein Alibi hat. Es wird vermutet, dass der Verdächtige der Hilfsorganisation nahe steht. Er wohnt nicht in diesem Viertel, sondern haust auf dem ehemaligen Gelände des Dresdner Energieversorgers. Die Künstlerateliers in einem unsanierten Gründerzeitgebäude werden Opfer eines vermutlich rechtsradikalen Anschlags. In Mitleidenschaft gezogen ist auch der benachbarte Ökospätshop, in welchem das Bier der kleinen links alternativen Brauerei verkauft wird. Seine Fensterscheibe ist zerschlagen.

 

Das Verwaltungsgebäude des Energieversorgers

steht leer und wird teilweise von Künstlern als Atelierfläche, von einem kleinen Fabrikverkauf und gelegentlich von Obdachlosen in Anspruch genommen.

Kirsten Bertram beschäftigt sich auch mit dem offenen Brief eines Dresdner Kreises, dem namhafte Bürgerinnen und Bürger des vornehmen Dresdner Vororts Weißer Hirsch angehören, unter anderem Buchhändlerinnen und Schriftsteller. Sie besucht den Buchladen und macht Bekanntschaft mit Sachbüchern, die die Migrationsfrage behandeln und Stellung nehmen zum Erhalt der deutschen Identität.

Publikumsmedien veröffentlichen Bilder von Verdächtigen. Das ist für den Zweck des Plots ein Kniff, doch in der Wirklichkeit wird die Identität von Personen in Untersuchungshaft nicht verletzt.

Das war eindeutig gegen die Regel, fast noch schlimmer, als den Namen zu drucken.

Andy erinnert sich daran, dass er diesen Mann um halb vier Uhr morgens in der Tatnacht gesehen hat. Er hätte ihn auf Höhe der Hospitalstraße beim Überqueren des Albertplatzes beinah überfahren.

 

Auf der Suche nach den Ursprüngen

des Dresdner Kreises und seiner Ableger in den Vereinigten Staaten, unter anderem einer Gruppe, die sich „White Intellectuals“ nennt, erinnert man sich an die 89er Bewegung und stellt fest, dass nicht alle der Meinung sind, dass diese homogen und links gewesen ist. Die Zuordnung je nach Herkunft aus dem Osten oder aus dem Westen Deutschlands könnte nah an Klischees stehen.

Kirsten aktiviert ihre Trenton Verbindung Dale, der nach seinem Aufenthalt in Deutschland zurück in die U.S.A. gegangen ist und als Personenschützer arbeitet. Und erfährt von ihrem Vorgesetzten in der Zeitung, dass sie die Buchhändlerin aus alten Tagen in kirchlichen Umweltkreisen kennt und sie damals die Rolle der großen Schwester bekleidet hat.

Andreas erfährt über Umwege, dass die Polizei in linken Kreisen ermittelt, weil die Tatwaffe aus der links alternativen Kleinbrauerei stammt. Er besucht alleine eine rechte Kneipe in Gruna und kehrt nach Hause zurück, verletzt bei einem Angriff rechter Radikalen, der ihm gegolten hat, als seine journalistische Identität aufgeflogen ist.

In dem Krimi heißt das Lokal „Pastille“ und befindet sich im Erdgeschoss eines Plattenbaus.

Verbale Verstimmungen entstehen beim Lesen der Tageszeitung, weil persönlich involvierte den Text anders verstehen als berichtende Journalisten. Es geht um die Wortwahl beim Verbreiten der Information, dass es einen Zeugen gibt – das ist Andreas, er wird hier nicht genannt – der den Verdächtigen eine halbe Stunde vor dem Tatzeitpunkt in der Neustadt gesehen hat. Das bedeutet, dass er nicht die Zeit gehabt hätte, zum Tatort zurückzukehren, um den Mord zu begehen.

Wird Andy Anzeige wegen Körperverletzung erstatten?

Kirstens Suche ergibt, dass das Bier des Kleinunternehmens auch außerhalb Neustadts verkauft wird. Zum Beispiel in sogenannten Plattenbausiedlungen oder in der Altstadt.

Ob man einzelne Flaschen zu einem Geschäft zurückverfolgen könnte?

Die Journalisten stellen eine Verbindung zwischen Hooligans aus dem lokalen Fußballverein Dynamo Dresden und rechten Kreisen und wollen der Sache auch mithilfe von Fotos nachgehen.

Die Chefetage der Zeitung macht Druck, weil die Abonnentenzahlen sinken und weiter sinken könnten, wenn Abonnenten verärgert über die Haltung der Zeitung gegenüber öffentlichen Personen, ihre Verträge kündigen.

Bei einem Treffen des Dresdner Kreises mit Kirsten Bertram und Andreas Rönn tauchen im Gespräch Pauschalisierungen politischer Natur und die Konfrontation bleibt theoretisch. Diese Gruppe, die in den U.S.A. einen extremistischen Ableger hat, steht auf die Nutzung moralischer Prinzipien für die Mobilisierung ihrer Anhänger.

 

Dieser Dresdner Kreis

begreift sich als Elite und präsentiert sich teils gesprächsbereit, wenn es um das mediale Echo geht. Diese sieht überall Verschwörungen und verfasst einen Text, der in der Zeitung veröffentlicht werden soll, als Antwort auf Kirstens Artikel.

Internethetze und Farbbeutel sind zunächst die Mittel, mit denen Kirsten, Andreas und ihre Wohnung attackiert werden. Der Hausbesitzer muss Anzeige wegen Sachbeschädigung erstatten und Verwendung verfassungsfeindlicher Zeichen aufnehmen.

 

Die Überraschung

ist der spontane Besuch Dales nach Deutschland, der mit seiner Erfahrung als Personenschützer dem Ehepaar Bertram/Rönn helfen will, weil er der Meinung ist, sie nähmen die Drohungen und Angriffe aus rechten Kreisen nicht ernst genug. Er ist überzeugt, dass er gefährliche Situationen besser einschätzen kann als sie.

Reisende mit mehr als Handgepäck lassen ihr Gepäck ebenfalls untersuchen. Bestimmte Gegenstände sind tabu.

 

Kirsten besucht die Büroräume der gemeinnützigen

Organisation „Mission Humanity“ und warnt die dort anwesenden vor der bevorstehenden Gegendemonstration aus rechten Kreisen als Vergeltungsaktion für den Tod ihres Mitglieds. Dabei ist auch der aus der Haft entlassene Obdachlose, der zwar ohne festen Wohnsitz aber das alte Industriegelände als Tages- und Nachtquartier nutzt.

Kirsten erfährt, dass „Mission Humanity“ in der Seenotrettung vor der libyschen Küste unterwegs ist und dass Seenotrettung gesetzlich vorgeschrieben ist.

Sie begegnet einerseits gemäßigtes Auftreten, andererseits militante Ansichten. Die Fronten sind verhärtet und Provokationen finden fruchtbaren Boden für Gewaltbereitschaft. Der Unwille, Dresden nach der Wende noch einmal zu erleben, wird artikuliert, als damals ein rechtes Jugendzentrum und ein besetztes Haus nebeneinander mitten in der Neustadt standen.

 

Die Journalisten erstatten Anzeige gegen eine Homepage

mit verfassungsfeindlichen Inhalten und hoffen, dass sie bald vom Netz genommen wird. Kerstin macht sich Sorgen um Andy, der auf eigener Faust eine Kneipe und ein Kampfsportzentrum besucht, die den Ruf haben, Kunden aus dem rechten Spektrum willkommen zu heißen.

Und die Situation wird leicht kompliziert, weil Dale bei Kerstin und Andy übernachtet. Auf einmal wieder in den selben Räumen gemeinsam tagsüber und in der Nacht. Freundschaft, Anhänglichkeit, Fürsorge, Vertrauen und Vorsicht, immer noch Rivalität, Anziehung und Distanz, Rebellion und Schlichtermentalität, Parallelen und Gegensätze treffen sich. Im Zentrum steht die Stadt Dresden, wie sie in der Erinnerung aus alten Fällen war und aus dem Leben Dales vor seiner Rückkehr in die U.S.A. und wie sie gegenwärtig ist.

Vom Elbeufer bis zu den eigenen vier Wänden, vom klassizistischen Gebäude über baugleiche Einfamilienhäuser bis hin zum klischeefreien sanierten Plattenbau und insbesondere von der Gastronomie, wie sie weiterhin existiert und wie sie sich neu erfunden hat. Ein Beispiel ist die „Schinkelwache“ in der ehemaligen Altstadt-Wache. Es ist ein persönlicher Blick der Charaktere auf die Stadt Dresden. Von innen und von außen. 

Kirsten sucht den Kontakt zu dem angereisten Josh Ogborn von den „White Intellectuals“, um mehr über die Vereinigung und deren Beziehungen zum „Dresdner Kreis“ auch in Bezug auf radikale Ansichten der Mitglieder zu erfahren.

Während der weiteren Recherchen stoßen Bertram und Rönn auf den Namen eines Historikers, der die Bedeutung des Holocausts verharmlost, in der Technischen Universität einen Stuhl innehat und als Mitglied des „Dresdner Kreises“ freundschaftlichen Kontakt zu Dynamo Dresden Hooligans unterhält. Und haben sogar den Anführer der rechtslastigen „Bedecha“ Bewegung in Verdacht.

Kirstens und Andys Nachforschungen im Dunstkreis der polizeilichen Mordermittlungen haben Folgen. Die beiden unermüdlichen Rechercheure müssen inzwischen nicht nur gefährliche Körperverletzung, sondern auch Sachbeschädigung an Haus und Wagen hinnehmen. Manche der Täter sind Jugendliche, die ihre Informationen über die Identität der Journalisten aus dem Internet haben.

Schmerzen könnten zu vorschnellen Entschlüssen verleiten. Kirsten trifft Anführer der rechtsgerichteten „Bedecha“ und der „White Intellectuals“, bevor sie zusammengeschlagen wird. Später denkt sie über ihren Artikel an die Kulturredaktion nach und ob Leser einen ursächlichen Zusammenhang sehen könnten:

Ich hatte keine Ahnung, ob es den ursächlichen Bezug zu Ogborn gab. Es war mir egal. Die Zeit, fair zu spielen, war vorbei…Dieser Boulevardzeitungsstil war überhaupt nicht meine Art, an dieser Stelle wollte ich es aber genauso formulieren. 

 

Reiseziele

Andy und Kirsten machen mit ihren Besuchern die klassische Altstadtrunde:

Über die Augustusbrücke auf die andere Elbseite, an der Hofkirche vorbei zum Theaterplatz mit Blick auf die Semperoper, von dort ins Geviert des Zwingers. An dessen Südseite wieder hinaus und durch das Schloss-Areal zur Frauenkirche, abschließend über die Brühlsche Terrasse zurück zur Brücke. Je nach Interessenlage der Gäste mit dem einen oder anderen Stopp, um das Innere der berühmten Bauwerke zu besichtigen. 

Dabei ist auf Dauerbaustellen wie tief ausgeschachtete Brückenfundamente hinzuweisen, die einerseits für motorisierten Verkehr und Straßenbahnen gesperrt sind, andererseits Fußgängern und Radlern einen engen Notfallweg lassen.

Als die Beziehungen des Opfers zu den Adventisten und der „Mission Humanity“ zu Tage kommen, suchen Kirsten und Andreas auch in diese Richtung, ungeachtet der Warnungen Dales, sich durch die eigenen Nachforschungen in Gefahr zu bringen.

 

Unterwegs mit der Straßenbahn

findet die Suche statt, fast niemals zu zweit sondern einzeln, von Prager Straße bis Bischofsplatz und weiter, Rudolf-Leonard-Straße bis Alaunstraße, hin und zurück. Als wären wir vor Ort gewesen und zu Fuß oder mit dem Tram die Wege zum Ziel anschaulich wären.

Wenn alle Stricke reißen, finden sogar die friedlichsten Menschen keinen Ausweg und wenden Gewalt an, zum Beispiel wenn sie körperlich angegriffen werden. Das geschieht mit Kirsten und Andreas, als der Chef der „Bedecha“-Bewegung sie vor ihrer Wohnung auflauert.

Kirsten ist nach einem Treffen mit der Tochter des Opfers und dem Chef der „White Intellectuals“ im Stadtzentrum und macht sich Gedanken über die Menschenmassen. Sind sie Touristen, die die Stadt bewundern und Bilder ihres Besuchs machen oder sind sie Unruhestifter, die der Stadt und ihren Ruf schaden wollen?

 

Der politische Aspekt scheint

wie selbstverständlich Part der Überlegungen über Täter und Opfer zu sein, so dass der Gedanke an eine Tat im Affekt erst spät auftaucht.

Der Verdacht fällt gleichzeitig auf einen Akademiker mit rechten Ansichten, der als führender Kopf in der Szene gehandelt wird und langjährige Erfahrung auf Gruppenanimation besitzt, die über die Stadtgrenzen Dresdens sich hinaus erstreckt.

Als die Ermittlungen fortschreiten und der Kreis um den Täter immer enger wird, gibt es bei der Polizei Personalengpässe wegen des Aufrufs zu einer Demonstration, unabhängig davon ob sie genehmigt oder nicht genehmigt ist.

 

Die Charaktere

unterscheiden sich, besonders wenn die Spannung steigt. Kirsten ist vorsichtig, obwohl sie gerne mehr Informationen über die Geschehnisse haben will, und erlaubt sich Angstmomente. Andreas will an die „Front“ der Ereignisse, um Fotos zu machen und alles hautnah mitzuerleben, denn so lässt es sich am lebendigsten berichten. Er nimmt mögliche Risiken in Kauf und überschreitet Grenzen. Dale mahnt die beiden zur Vorsicht und lässt sie im Vergleich zu früheren Buchfolgen öfters ins Abseits, weil sie Zivilisten sind. Andy und Kirsten mischen sich immer wieder ein, entweder weil sie es darauf anlegen oder weil sie zufällig vor Ort sind oder weil sie sich vor spannenden Ereignissen, die sie und ihre Zeitungsarbeit angehen, nicht losreißen wollen.

 

FAZIT

Am Ende geht es in dem Fall um gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge und Beweise gegen Personen, die in Verdacht stehen, als Anstifter beteiligt zu sein.

In „Dresden rechts außen“ erlaubt sich Beate Baum einige dramaturgische Freiheiten, was die Aufhebung der autofreien Zone Böhmische Straße und die Ermittlung durch eine Hauptkommissarin statt durch eine Sonderkommission angeht.

 

Die Fiktionalisierung der Parksituation

an der Böhmischen Straße in der Dresdner Innenstadt macht sie für Touristen interessant, weil sie über die tatsächliche Verkehrslage informiert werden, bevor sie die Stadt besuchen.

 

Das Thema des Krimis ist Fremdenfeindlichkeit

und globaler Extremismus, der regional zum Ausdruck kommt. Der Kriminalroman berichtet über rechte Tendenzen, in dem er die Mittel der Fiktion benutzt und Dresden näher bringt. Auch extremistische Strömungen im öffentlichen Leben namhafter Autoren oder Bürger:innen, werden thematisiert.

Es geht um Versammlungsrecht, Zuständigkeiten bei Ordnungskräften und die Verantwortung des Staats, den Überblick zu behalten und einen friedlichen Verlauf sowie Ausgang zu erreichen.

Hausbesetzerszene in Berlin und linke Demonstrationen werden in einem Atemzug genannt.

Durch die Worte der männlichen Hauptfigur Andreas in Bezug auf die Demonstration und die Ausschreitungen wird das Dresdner Altstadtviertel mit dem Schanzenviertel und Kreuzberg verglichen. Die Großstadtviertel werden auf der Basis von Gefährlichkeitsstufen kategorisiert.

Meinungskorridore werden kritisiert. 

Die Dynamik von Gruppen ist Teil des Plots. Wie sie sich verhalten und wie sich das Zusammenspiel verschiedener Personen in einer Gruppe während einer Veranstaltung mit politischen Inhalten entwickelt.

 

Demonstration oder Kundgebung

Nicht genehmigt oder genehmigt. Der Unterschied zwischen den Versammlungsformen wird nicht erklärt, sondern vorausgesetzt.

 

Leere Straßen oder Gebäude

nach Einbruch der Dunkelheit während einer Demonstration werden unheimlich. Nachzüglern wird unterstellt, dass sie wenig Interesse an den Geschehnissen während der Kundgebung zeigen, denn ihre Absicht ist, nach der Kundgebung etwas anstellen zu wollen.

 

Sensibilisierung Jugendlicher

über die äußeren Erscheinungen von Extremismus am Beispiel einer deutschen Großstadt soll zum weiteren Lesen über Hintergründe, Entstehung, Kommunikationsformen, Folgen und Vorbeugung motivieren. Dialoge zeichnen fiktionalisierte Abläufe eines Alltags, in dem Worte wie rechts oder links, extremistisch oder gemäßigt, selbstverständlich verstanden sind.

 

Die Fiktion verarbeitet tatsächliche Ereignisse

aus Sachsen, die Personen des öffentlichen Lebens betreffen und sie in ein bestimmtes Licht rücken. Ohne Zeugenberichte aus erster Hand, die unvoreingenommen erzählen, wird es nicht möglich sein, die Wahrheit zu erfahren. Weil es vor allem Fiktion ist und bleibt.

Hier werden nicht nur Klischees bedient, sondern auch die Klischees der Klischees. Letztendlich geht es darum, die Wahrheit unter Verallgemeinerungen zu unterscheiden.

Der Kriminalroman setzt sich mit der Außenwirkung rechtsradikaler Menschen in Gruppen auseinander, in dem er Kleidung und Aussehen miteinbezieht und Platitüden in den Wortwechsel bzw. Gedanken der Figuren einbaut.

Es gebe tatsächlich in Dresden rechte Strömungen aber auch eine Zivilgesellschaft, die Widerstand leistet, so die Autorin. Fiktion mit vielen Anleihen aus der Realität, und dadurch zur weiteren Recherche motiviert, zelebriert hier einen lesbaren Stil, der sich einem politisch-sozial-gesellschaftlich relevanten Thema widmet.

2 Comments

Schreibe uns Deinen Beitrag!

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht oder weitergegeben. Du erhälst keine Werbung von uns! Bitte respektiere die Meinung und Sicht eines anderen. (Erforderliche Felder sind mit einem * markiert)