Viper´s Dream | Jake Lamar

BUCHCOVER
Viper´s Dream
Mit einem Wortspiel lädt der Buchtitel ein, mehr zu erfahren. Der Spitzname, mit dem die Hauptfigur Clyde Morton in der Szene bekannt wird, vermischt sich mit den Vipers, das sind im Buch die User, die Marihuana rauchen; Clyde ist einer von ihnen. Insbesondere ist es der Traum Clydes, den er niemals zugeben wird, der seine Traumfrau Yo-Yo, alias Yolanda, betrifft. Oft kommt sie ihm wie eine Einbildung vor. Und nicht zuletzt sind es die Städte von denen sie träumen, lieben und hassen, Paris und New York, New York und Paris.
Im Stil alter Noir Romane ist das Buchcover eine Rückblende in die Zeit von Django Rheinhardt, als Jazz, Subkulturen, Kriminalität und dabei ganze Stadtteile mit allen Höhen und Tiefen sich neu entdeckten.
Die Infos zum Buch
Autor: | Jake Lamar |
Verlag: | Edition Nautilus GmbH |
Übersetzung: | Robert Brack |
Erschienen: | September 2025 |
Umfang: | 208 Seiten |
Preis: | €20,00 (de) |
ISBN: | 978-3-96054-470-8 |
ZIELGRUPPE
Die Geschichte über einen Mann, der das Rampenlicht scheute, wobei er hinter den Kulissen die Fäden zog. Alle hatten Angst vor ihm, der zu Hause in Jazzclubs, Aufnahmestudios, bei spontanen Jam-Sessions, After-Show-Partys war, unter Jazzmusikern und ihren Instrumenten. Charlie Parker, Thelonius Monk, Duke Ellington, Miles Davis, Dizzy Gilespie, Little Richard, John Coltrane, Count Basie, zum Beispiel. Stets zu Diensten, denn er dealte und versorgte die Szene mit verbotenen Substanzen. Die Atmosphäre der Stadt New York der dreißiger bis früher sechziger Jahre pirscht hinter dem Vorhang, während der Nieselregen im späten Herbst einsetzt und melancholische Gitarrenklänge den Winter ankündigen.
Kiki’s Rezension: Viper´s Dream
EINLEITUNG
Cathouse, ein Jazzclub der Superlative, am anderen Ufer des Hudson River, in New Jersey, vis-a-vis New York, der Zuflucht für kleine und große Namen der Jazz-Szene und über hundert Stubentiger geworden ist, gehörte der Baroness Pannonica de Koenigswarter, Förderin des Modern Jazz. Der Club war wie ein zweites Zuhause nicht nur für unzählige Jazzmusiker, sondern auch für einen Mann, der kein Musiker war und den alle fürchteten. Clyde, „The Viper“, Morton. Fiktion und Realität geben sich hier die Hand.
INHALTSANGABE
Viper´s Dream
Clyde Morton, alias Viper, denkt zurück an die Zeit vor den Morden, die er begangen hat, während er wartet, dass die Polizei ihn verhaftet, denn er hat ihnen gerade seinen dritten Mord gemeldet. Sein Kontaktmann bei der Polizei empfiehlt ihm zu fliehen, solange er noch Zeit hat, stattdessen sinniert er über sein Leben, seine Taten, woher er gekommen ist, was aus ihm geworden ist, über die Liebe. Und denkt über die Frage nach, welche drei Wünsche sofort in Erfüllung gehen sollten. Viper erinnert sich an die Zeit, als er noch ein junger Mann mit Ambitionen in Big Apple ankommt und versucht als Trompeter Fuß zu fassen, doch stattdessen einen anderen Weg einschlägt, mit dem er seine Brötchen verdient und dabei der Musikbranche irgendwie treu bleibt. Als er nun Anfang der sechziger Jahre bereit ist den Mord zu gestehen, den er gerade begangen haben soll, wartet auf ihn eine Überraschung.
INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG
Nicht die ersten drei Dinge, die ihm in den Sinn kommen, will Clyde Morton aufschreiben, sondern sein Leben Revue passieren. Aus dem Broterwerb, der ihm in den späten dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts buchstäblich in den Schoß fällt, aus der Idee mit Marihuana zu dealen und ein Netzwerk aufzubauen, wird eine gewinnbringende Gewohnheit, beinah eine von ihm wahrgenommene Verpflichtung, die Musikszene versorgen zu müssen und sie sogar mit unlauteren Mitteln davor zu bewahren, heroinabhängig zu werden. Viper Morton lehnt Heroin ab und bestraft ihre Nutzung, wenn sie ihm zu Ohren kommt, unbarmherzig. Er instrumentalisiert Angst, um sein Ziel zu erreichen und Kundenbindung in seinem zwielichtigen Metier zu schaffen.
Der zweifelhafte Ruhm
Nachdem er feststellen muss, dass er kein Talent zum Spielen der Trompete hat, nimmt er den erstbesten Job an und ist damit zunächst zufrieden. Er steigt vom Laufburschen zum persönlichen Assistenten seines Bosses auf in dem illegalen Geschäft, bei dem die Polizei ein Auge zudrückt. Schläger, Drogendealer, Buhmann, Mörder, Liebhaber. In seinen Anfängen als Drogenboss macht er sich keine Gedanken über Liebe oder Angst oder ihren Wert. Geliebt werden oder gefürchtet werden, was ist wünschenswerter, das interessiert ihn oberflächlich. Denn zugedröhnt wie er ist, findet er nicht den Zugang zu philosophischen Betrachtungen über Leben und Sterben. Er ist beschäftigt, die korrupten Geschäfte seines Bosses mit Gewalt zu unterstützen. Die Angst vor Gewalt, die Angst vor ihm, dem Viper unter den Vipers, macht aus dem No Name Hinterwäldler einen Star unter den Gangstern und gleichzeitig ist steckt er voller Widersprüche, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird.
Gibt es eine Femme Fatale
An seiner Seite glänzt zeitweilig die Femme Fatale der Geschichte, Yolanda, eine begnadete Sängerin, der Viper nichts abschlagen kann. In Punkto krimineller Energie steht sie ihm in nichts nach. Das Gangsterpärchen in „Viper´s Dream“ gibt sich dem befristeten Genuss vom Leben in Überfluss, umgarnt sie und betäubt ihre Sinne. Ein Albtraum.
Zwischen illegalen Geschäften, Immobilienspekulation und verbotenen Genüssen schlägt sich Viper durch und ist trotz zahlreicher Affären allein, die Liebe seines Lebens Yolanda auch.
Viper´s Dream
FAZIT
Leise, lässig, unaufhaltsam, erreicht die Handlung ihre Höhepunkte, brutal wie in einem Robert de Niro und Cohen Brothers Streifen.
Harlem vor und nach dem zweiten Weltkrieg. Armut, Unruhen, Korruption, Kriminalität. Jazz in Szene gesetzt auf ihrer Reise durch die Zeit. Drama aus ekstatischem Hochgefühl, todbringenden Süchten und zerbrochenen Träumen, wie ein niemals endendes Gewitter. Beherrschte Leidenschaft erhöht die Spannung beim Lesen. Aufstieg und Niedergang einer Epoche trifft auf das Überleben der Musik, die Zeitlosigkeit besiegelt.
Die Playlist des Autors, die ihm beim Schreiben des Kriminalromans begleitet hat, ist wie eine Zugabe. „Viper´s Dream“ beschönigt nichts, während der Roman gleichzeitig alles glänzen lässt. Blaue Himmel sind in diesem Krimi eine Seltenheit, ein Fremdwort, denn das Leben meint es nicht gut mit dem Protagonisten und den Menschen, die Teil seines Mythos sind.
Das Buch von Jake Lamar erzählt von dem Weg eines Colored durch die Depressions- und Kriegswirren in ein Dasein am Rand der Gesellschaft und doch mittendrin. Der Krieg, im Roman der Zweite Weltkrieg, ist ein Echo, das die Hauptfigur kaum berührt; der Krieg bleibt Komparse, im Hintergrund, obwohl er den Ton angab.
Ort der Handlung: New York und New Jersey, Alabama und Georgia, USA
Lenox Avenue, Harlem, New York
Sechziger Jahre. Viper, alias Clyde Morton, ruft seinen Kontakt bei der Polizei an, um einen Mord zu melden.
Meechum, Alabama
Der neunzehnjährige Viper verlässt Meechum und seine Verlobte Bertha. Manche New Yorker Küchendüfte erinnern ihn an Zuhause.
Spooner, Georgia
Zwanziger Jahre. 20. Jh. Clydes Vater fällt einem Lynchmord zum Opfer, weil er als Schmied weiße Kunden bedient. Seine Witwe flieht mit den Kindern nach Alabama.
Cathouse Jazz Club, Weehawken, New Jersey
Sechziger Jahre. Vor der Kulisse der leuchtenden Skyline von Manhattan, jenseits des Flusses. Hier betreibt Viper seine Geschäfte und trifft Baroness Nica.