A Duty to the Dead | Charles Todd

BUCHCOVER
A Duty to the Dead Ein Weg wird beschritten im Nebel der Hinweise. Allein aber nicht einsam. Zielstrebig und furchtlos. Es gibt einen Auftrag. Und es gilt die Wahrnehmung, der Pflicht diesen Auftrag zu erfüllen. Die Zweifeln zu beseitigen und aufzuklären, ob ein Mensch einen Mord begangen hat. Die Lösung des Falls ist zwischen London und der Landschaft von Kent zu entdecken und der absolute Höhepunkt findet in einem kleinen Ort statt. Dort wo Spuren längst verschwunden sind. Menschenkenntnis sehr viel zählt. Und unabhängige Entscheidungen individuell sein müssen.

Die Infos zum Buch

Autor:in: Charles Todd
Verlag: William Morrow/HarperCollins Publishers
Übersetzung: ./.
Erschienen: 2009
Umfang: 329 Seiten
Preis: €(de)
ISBN: 978-0-06-193384-4

ZIELGRUPPE

Der Kriminalroman startet mit einer wahren Begebenheit, das ist die Havarie des Hospitalschiffs Britannic im ägäischen Meer.

 

Fakten über die Britannic gestern und heute

HMHS, His Majesty´s Hospital Ship, das Lazarettschiff Britannic war während des Ersten Weltkriegs unterwegs (1914-1916). Sie war das Schwesterschiff der Titanic und der Olympic. Die Britannic, die als Hospitalschiff gekennzeichnet war, transportierte Verwundete aus mehreren Kriegsfronten, die auf der griechischen Insel Lemnos vorübergehend untergebracht waren. Am 21. November 1916 lief sie im Kanal zwischen den griechischen Inseln Kea und Makrónissos auf eine deutsche Seemine oder wurde von einem Torpedo getroffen und sank. Von den ca. 1000 Personen an Bord starben 30. 40 wurden verletzt.

Das Buch beginnt mit diesem wahren Ereignis, das mit der Lebensgeschichte der Krankenschwester Bess Crawford verbunden ist, die in der Geschichte auf der Britannic gedient und den Untergang überlebt hat.

Das Wrack wurde 1976 von Jacques-Yves Cousteau und seinem Taucherteam in einer Tiefe von 120 Metern entdeckt. Seitdem gab es mehrere Tauchversuche. Die Britannic war das größte im Ersten Weltkrieg versenkte Schiff und ist bis heute das größte gesunken auf dem Meeresgrund liegende Passagierschiff der Welt.

Kiki’s Rezension: A Duty to the Dead

EINLEITUNG

Der erste Weltkrieg ist der Rahmen der Geschichte. Die Hauptfigur der Bess Crawford ist doppelt betroffen: sie arbeitet auf der Britannic und ihr sterbenskranker Patient vertraut ihr eine Nachricht an, die sie nicht mehr los lässt, bis sie die Wahrheit hinter den Lügen ans Licht bringen kann. Dabei wird sie sich mit ihren eigenen Vorurteilen auseinandersetzen müssen, weil sie wie alle anderen das unmittelbar Sichtbare als die Realität akzeptiert und die Meinung der Mehrheit teilt.

 

INHALTSANGABE
A Duty to the Dead

Die letzte Reise der Britannic

November 1916: Das Lazarettschiff Britannic fährt in der griechischen Ägäis mit dem Auftrag neue Verwundete abzuholen. Die Britannic nutzt die Route zwischen Kea und dem Festland, die eine Abkürzung sein soll, um Ziel Lemnos zu erreichen. Das Schiff ist bis auf die Besatzung und das medizinische Personal ohne Patienten. In ständiger Sorge, Zielscheibe deutscher U-Boote trotz seines gekennzeichneten Hospitalstatus zu werden, pendelt es zwischen Großbritannien und den Abholhäfen. An Bord des Schiffs führt die Krankenschwester Bess Crawford Tagebuch und schreibt Briefe.

 

Der letzte Wunsch

Bess erinnert sich an einen ihrer Patienten, Arthur Graham, den sie lieb gewonnen hat und dem sie ein Versprechen gab, bevor er in ihren Händen starb. Sie will das Versprechen unbedingt einlösen. Plötzlich wird das Schiff von einem Torpedo getroffen. Die Passagiere verlassen die sinkende Britannic auf Rettungsbooten, dabei werden vier davon zerstört, weil sie von den Turbinen erfasst werden. Die Überlebenden aus den übrig gebliebenen Rettungsbooten werden von griechischen Fischerbooten und Schiffen der britischen Marine an Bord geholt. Eine der Überlebenden ist Bess Crawford.  Und sie will nach ihrer Rekonvaleszenz die letzte Botschaft des verstorbenen Arthur Graham überbringen.

 

Das schwarze Schaf der Familie

Nachdem sie eine Antwort auf ihren Brief an Arthurs Familie bekommt, besteigt Bess den Zug nach Tonbridge in der Absicht, Arthurs Bruder Jonathan die letzte Botschaft zu überbringen.

In Sevenoaks steigt sie aus dem Zug nach Tonbridge und schickt ein Telegramm an ihren Vater mit einer Ausrede, warum sie ihre Eltern nicht sofort sehen kann. Sie will stattdessen die Grahams besuchen und diese Information behält sie für sich.

Ihr Reiseziel Owlhurst besteht aus Gutshaus, Häuser, Läden, Kirche, Friedhof. Es ist ein ehemaliger Schmugglerort. Es gibt Gerüchte um einen unterirdischen Tunnel.

Ihre Gastgeber sind reserviert und verschweigen Bess die Existenz eines Sohnes aus erster Ehe, der eines Verbrechens wegen in der geschlossenen Psychiatrie ist. Die resolute Bess ist nach dieser Begegnung mit der Familie neugierig, mehr über sie, den Täter und die Tat zu erfahren, über die keiner spricht. Sie erfährt, dass der hospitalisierte Sohn Peregrine mit 15 des Mordes für schuldig befunden und in die Nervenheilanstalt eingewiesen wurde.

 

Täter oder Opfer

Bess pflegt Peregrine gesund, der an Tuberkulose erkrankt ist und deswegen nach Hause darf, weil das Sanatorium davon ausgeht, dass er sterben wird. Kurze Zeit später flieht er und sucht Bess in London auf. Voller Zweifel versteckt sie ihn. Währenddessen erzählt er ihr, dass er sich an die Nacht des Mordes nicht erinnern kann. Eine Angestellte der Grahams in London war das Opfer. Lediglich zusammenhanglose Details verfolgen ihn in seinen Albträumen. Sein Wunsch ist, die Lücken zu schließen und sich zu erinnern, warum er diese Frau töten wollte. So lernt Bess Peregrine besser kennen und revidiert ihre Meinung, dass er ein Mörder ist. Er wurde stets von anderen Menschen getrennt wie auch während der Reise nach London, die so tragisch endete.

Peregrine wird des Mordes an Lily Mercer bezichtigt. Es gibt keine Zeugen. Blut an seiner Kleidung, das er nicht erklären kann. Er erinnert sich nicht an die Tat, träumt aber darüber und nimmt sich als Täter wahr. Es interessiert keinen, dass das Nachthemd seines Halbbruders einen Blutfleck hat. Seine Stiefmutter befiehlt das Personal in der Mordnacht, die Blutspuren zu beseitigen.

 

Die Kirchenarchive

Bess sucht in den Kirchenarchiven des Ortes nach Hinweisen, die den Zeitpunkt der Tat in London betreffen. Dabei liest sie über die vielen tödlichen Unfälle.

 

INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG

Bess Crawford ist das Prototyp einer jungen unabhängigen Frau. Der schwerverletzte Arthur Graham, den sie auf der vorletzten Fahrt der Britannic betreut, vertraut Bess und hinterlässt ihr seine letzten Worte. Er stirbt in ihren Armen, obwohl seine langwierige Verletzung ihm zwischendurch Hoffnung auf Genesung machte.

 

Die Pflicht

Trotz gebrochenen Arms hilft Bess den schwerer Verwundeten und stellt ihre Bedürfnisse in den Hintergrund. Sie lebt und arbeitet in Kriegszeiten, sie übernimmt Verantwortung sogar über den Tod ihrer Patienten hinaus. Sie betrachtet es als Versagen, ihre Pflicht gegenüber dem sterbenden Arthur hinausgeschoben zu haben und damit ihren Auftrag, seine letzten Worte zu kommunizieren, gefährdet hat.

Bess´ Vater erinnert sie an die Pflicht gegenüber Verstorbenen, die heilig ist.

 

Das einzulösende Versprechen

Unerledigt gehört nicht zu ihrem Vokabular. Der Spagat zwischen beruflicher und sozialer Aufgabenerfüllung beschäftigt sie. Er ist ihre Hauptmotivation. Das Einlösen des Versprechens ist ihr oberste Priorität. Krisen gehören zu ihrem Alltag. Stets bereit privat und beruflich zu helfen definiert ihr Beruf auch das private Auftreten. Vor allem dann, wenn qualifiziertes Personal, das sogar lebensgefährliche Situationen entschärfen kann, fehlt. Sie verhält sich zum Beispiel souverän gegenüber einem traumatisierten Kriegsrückkehrer, der eine Gefahr für sich und die anderen geworden ist, obwohl sie nicht im Dienst ist.

 

Die Beobachterin

Die Fahrt in einem Einspänner in der eiskalten Nacht macht Bess müde und ein wenig achtlos. Ihre Sinne sind gedämpft und gleichzeitig geschärft. So beobachtet Bess ihre Umgebung und die Familie Graham, die sie besucht, um Arthurs letzte Worte zu übermitteln. Mutter, Brüder, Personal, andere, deren Position sie nicht definieren kann. Sie nimmt die Lücken wahr, das sind die, die abwesend sind, die Lebenden aber auch die Toten. Die Wortwahl der Nachricht des Sterbenden beunruhigt sie. Denn er hätte ihr nichts mitgeteilt, wenn er die Hoffnung hätte zu überleben.

Bess´ Entscheidung bringt den Stein ins Rollen und die Ereignisse überschlagen sich. Sie lernt die Familie Graham kennen, vor allem in Situationen und Begegnungen, die den Menschen unangenehm sind, sogar sich abweisend bis feindlich verhalten. Und sie stellt Fragen, um zu begreifen. Ihr Training macht aus ihr eine unersetzliche Arbeitskraft, die ihre Meinung furchtlos äußert und ungemütlich wird, als sie einem Täter auf freiem Fuß die Hölle heiß macht.

 

Die Unabhängige

Bess muss einerseits während ihres Aufenthalts mit der Indiskretion der Familie leben, die Gespräche über ihre Erbangelegenheiten führt, als wäre ihr Gast Teil der Familie. Andererseits gehört zwischen den Zeilen hören zum Alltag. Die Situation wird undurchsichtig. Bess reagiert sehr gefasst, obwohl sie manchmal wütend ist. Ihre Unabhängigkeit leidet unter dem Versuch des Familienoberhaupts, ihre Schritte zu kontrollieren und ihr sogar Entscheidungen abzunehmen. Trotzdem ist sie sehr vorsichtig und verspürt sogar Angst, als Peregrine nach seiner Flucht aus dem Sanatorium sie aufsucht, denn sie nimmt an, dass er der Täter sei. Sogar Peregrine zweifelt nicht an seiner Schuld, obwohl er einen Filmriss hat.

 

A Duty to the Dead
FAZIT

Die Macht der Suggestion ist auf Kollisionsfahrt mit dem festen Glauben des Hauptcharakters an Gerechtigkeit inmitten eines Falls, dessen Aufklärung die oberste Priorität von Bess Crawford ist. Die selbstbewusste junge Frau erlebt unweigerlich eine Enttäuschung, denn die Wahrheit ist anders als die kollektive Wahrnehmung und fordert die charakterstarke Bess heraus. In einer Epoche der ihre Grenzen testenden und sich neu erfindenden Psychiatrie wird Bess´ Pflichtwunsch, den Sterbenswunsch zu überbringen, der Auslöser der folgenden Ereignisse, die einen Täter zur Strecke bringen, der sich in Sicherheit wähnte, denn er dachte, sich stets der Strafe entziehen und der Polizei ein Schnippchen schlagen zu können.

Ort der Handlung: Kent, England

Carroll Square, London

Dort geschieht der Mord an einem Hausmädchen, für den Peregrine Graham verantwortlich sein soll. Bess fährt mit ihm dorthin, in der Hoffnung, sein Gedächtnis anzuregen, um Details hervorzuholen über den Mord, der in diesem Haus vor vielen Jahren geschehen ist.

Rye (East Sussex)

Die Witwe Inspector Gadds, der den alten Fall untersucht hat, lebt in Rye nach seinem Unfalltod. Bess sucht sie auf.

Die Stadt Rye war einer der fünf wichtigsten Häfen des Wollhandels.

Chilham

Besuch beim ehemaligen Tutor der jungen Grahams Mr. Appleby, der in London war, als der Mord verübt wurde und Peregrine belastet hat.

Blick auf die Kathedrale von Canterbury aus der Ferne.

Rochester Kathedrale, Rochester

Bess und Peregrine besuchen die Kathedrale, nachdem Peregrine einen Flashback gehabt hat.

Schreibe uns Deinen Beitrag!

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht oder weitergegeben. Du erhälst keine Werbung von uns! Bitte respektiere die Meinung und Sicht eines anderen. (Erforderliche Felder sind mit einem * markiert)