Der goldene Käfig | Anna Castagnoli

BUCHCOVER
Der goldene Käfig

Wer ist der schönste in ihrer Sammlung? Eng hocken die außergewöhnlichsten Vögel zusammen. Gefangen in einem Käfig. Jeder ist einzigartig. Auf seiner Weise. Jede ist ein Blickfang. Keiner spricht. Die Stille ist fast zu spüren bei diesem Buchcover, der wie alle anderen vor ihm und nach ihm, Bilder und Farben einsetzt, non-verbal, ohne Sprache. Als hätte er sprechen können, doch er macht es nicht. Der Schwerpunkt der Geschichte ist der Wunsch der Hauptfigur nach einem sprechendem Vogel.

Die Vögel auf der Vorder- und auf der Rückseite des Buchcovers schillern in den grellsten Farben, dabei scheinen sie alle ihre Stimme verloren zu haben, denn was zwischen diesen Buchseiten geschieht ist eine Reise in die Abgründe eines unersättlichen Menschen.

Eine Phantasmagorie der Eindrücke, die Fülle und Hülle verspricht in einer düsteren Geschichte, die den Anspruch hat, lange im Gedächtnis zu bleiben.

Die Infos zum Buch

Altersempfehlung: 4+

Autorin: Anna Castagnoli
Verlag: Bohem Press GmbH
Übersetzung: Ulrike Schimmig
Erschienen: 2016
Umfang: 48 Seiten
Preis: €28,95 (de)
ISBN: 978-3-95939-016-3

ZIELGRUPPE

Zum Vorlesen und weiter erzählen. Eine griesgrämige, missgelaunte Person lebt in dieser Geschichte ein unzufriedenes Leben, obwohl sie viel besitzt und jeder Wunsch ihr von den Lippen abgelesen wird. Jeder Wunsch? Nein, nicht ganz. Denn diese Prinzessin kann doch nicht alles haben und ist darüber kein bisschen glücklich. Die Geschichte macht auf einen Charakter aufmerksam, der mit beinah niemandem auskommen kann. Es ist anstrengend mit diesem Menschen zu koexistieren, in diesem Buch wird es sogar lebensgefährlich, in ihrer Nähe zu sein. Bis ein anderer Mensch den goldenen Weg findet, die traurige Prinzessin zu verstehen und mit ihr auf Augenhöhe zu interagieren. Nicht schön im konventionellen Sinn, sondern eindrucksvoll. In Wort und Bild. Vor allem die Figur Valentinas zwischen Prunk und Hilflosigkeit bleibt in Erinnerung. In Druck- und Schreibschrift erscheinen die Aspekte der Zerrissenheit der Hauptperson. Weil Unzufriedenheit zur Obsession ausarten könnte.

Auch vierjährige Leser:innen werden sich mit dieser Geschichte über eine zehnjährige Protagonistin, die keineswegs sympathisch sein will, auseinander setzen können.

Kiki’s Rezension: Der goldene Käfig

EINLEITUNG

Wie fühlt es sich an, niemals zufrieden zu sein? Anderen wehzutun, weil sie Wünsche nicht erfüllen können? Die sonderbarsten Wünsche überhaupt, doch das ist für die Hauptfigur, Prinzessin Valentina, egal. Wünsche sollen in Erfüllung gehen, auch wenn sie unmöglich zu erfüllen sind. Valentina lebt in einem Land der Chimären und weiß es. Ihr ist es gleichgültig, ob sie die Wahrheit erfindet. Schließlich geht es um temporäre Belustigung. Auf jeder nur erdenklicher Weise.

 

 

INHALTSANGABE
Der goldene Käfig

In einem Land, das überall sein kann, lebte eine kleine Prinzessin. Ihr Name war Valentina. Ihre Sammlungen waren legendär. Schuhe, Hüte, Schlangenledergürtel. Vor allem Vogelkäfige, weil sie Vögel über alles mochte.

Valentina schickte ihre vielen Diener los, um ganz besondere Vögel zu suchen. Mit gläsernen Flügel, mit Korallenschnabel, wasserspeiende Vögel und viele mehr. So viele, dass der Platz nicht ausreicht, alle aufzuzählen.

Die Liste der Wünsche ist endlos. Die Diener bereisten viele Länder auf der Suche nach den Vögeln und weh sie kamen mit leeren Händen zurück. Die Strafe war furchtbar, denn sie verloren ihr Leben. Aber auch wenn sie einen bewohnten Käfig zurückbrachten, waren sie ihres Lebens nicht mehr sicher. Es war immer der falsche Vogel und so verhängte Valentina stets die Todesstrafe. Und schickte noch mehr Diener auf die Reise, weil sie den besten Vogel für ihren liebsten und teuersten goldenen Käfig haben wollte. Eines Tages tauchte ein Junge auf, der der Prinzessin verspricht, ihr den sprechenden Vogel zu bringen, wenn sie ihm im Gegenzug etwas verspricht. Valentina wartete auf den sprechenden Vogel, der sich nicht fangen lässt.

 

 

INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG

Ein Königreich trauert um seine Diener, weil sie ihr Leben verlieren. Ausnahmsweise alle Diener sind unterwegs, auf Reisen in die fernsten und schönsten Länder, um die Vögel zu finden und zu fangen, die Prinzessin Valentina begehrt. Auch wenn es sie in Wirklichkeit gar nicht gibt, denn Valentina hat sich diese Vögel ausgedacht. Die Suche nach Lügen und die Strafe nach der Rückkehr, weil die Lüge sich als Lüge ertappen ließ, ist eine Fata Morgana. Die Prinzessin ist böse auf ihre Abgesandten und lässt sie hinrichten. Ihr ist jedes Mittel recht, ihre Bedürfnisse befriedigt zu sehen. Die krankhafte Sehnsucht nach dem eigenen Dauerglück verblendet die verwöhnte Prinzessin. Mitleid und Verständnis für andere Menschen sind Fremdwörter in ihrem Vokabular.

 

Die Sammlung der Blutprinzessin

Realität ist Valentina gleichgültig, weil ihre Wünsche oft realitätsfern sind. Sie nutzt ihre Macht aus, um Dinge zu verlangen, die jenseits von Gut und Böse stehen. Die Diener gehören quasi auch zur Sammlung der sogenannten Blutprinzessin. Sie verfügt über ihr Leben und über ihren Tod. Als ein Diener die Erfüllung ihres innigsten Bedürfnisses verspricht und ihr gleichzeitig ein Versprechen abverlangt, das sie nicht ausschlagen kann, ändert sich Valentinas Leben. Nun hat sie die Verantwortung für ein Versprechen übernommen und lernt den Wert des Wartens und die Farben der Geduld.

 

 

Weitere angesprochene Themen

Indirekte Rede; eine Person zitieren

Was ist Glück?

Bekleidung als Ausdruck von Status

Körperhaltung als Ausdruck von Stimmung; Gefühle zeigen

Körperhygiene

Definition von Schön; Definition von Hässlich

Albtraumwelten; Träume beschreiben

Den Tod kleinen Kindern erklären

Aggression; Anstiftung zur Gewalt erklären

Vergangenheit und Gegenwart; Verfall und Veränderung; Älterwerden

Gewohnheiten

Gut und Böse

Lügen und Wahrheit

Besitz

Sekundärbedürfnisse; Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen

Lustgenerierung

Staatsgeld verwalten

Reisen finanzieren

 

Der goldene Käfig
FAZIT

Diese aussergewöhnliche Geschichte erzählt vom Machtmissbrauch einerseits, und von der Macht der Veränderung, die Geduld herbeizaubern kann, andererseits.

Perspektivisch, in unvergesslich intensiven Farbtönen, beschwört dieses moderne Märchen die Finsternis einer scheinbar niemals endenden Obsession und entlockt den Bildern durch den Text ein Beispiel für Widerstand hervor.

Das Warten verändert die Hauptperson, das ist die Blutprinzessin, und zeigt sie wie sie wirklich ist. Verwundbar. Unglücklich. Unselbständig. Schwach. Einsam. Sprachlos. Das Ende weist die Bilderflut in Schranken und erzählt von der Freiheit die Geschichte zu verstehen und sie weiterzuerzählen.

Ort der Handlung: Ein Land irgendwo auf der Welt

Vulkane

Dort reist ein Diener, um den Vogel mit den gläsernen Flügeln zu suchen.

Korallenriffe

Ein Diener reist dorthin, um den Vogel mit dem Korallenschnabel zu fangen.

Der goldene Käfig

Ein Geschenk des Kaisers zum zehnten Geburtstag seiner Tochter und noch immer leer, zum Leidwesen der Prinzessin.

Das Schloss

Die Fotografie eines Gartens mit leeren Käfigen. Es war mal ein Schlossgarten. Aufgenommen, als diese Geschichte vielleicht schon vorbei ist.

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