SOKO ERLE | Walter Roth

BUCHCOVER

SOKO ERLE Der Mordfall Carolin G. Die zuständige Sonderkommission ist den zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung auf der Suche nach dem Mörder nachgegangen. Irgendwo in der Grauzone der vielen Sackgassen versteckte sich die eine Spur, die zum Täter führte. Im Dickicht der Gedanken des Untersuchungsteams signalisiert die rote Alarmfarbe auf dem Buchcover die Lösung des Falls als erfolgreicher Abschluss.

Die Infos zum Buch

Autor: Walter Roth
Verlag: hansanord
Übersetzung: ./.
Erschienen: 2020
Umfang: 240 Seiten
Preis: €14,90 (de)
ISBN: 978-3-941745-36-2

ZIELGRUPPE

Das Buch gibt einen Einblick in die reale Welt einer Sonderkommission. Authentisch beschrieben wird die monatelange Arbeit, die zur Ermittlung des Täters führt, während der Leser und die Leserin in das Reich von teils skurrilen Spuren und deren Geschichten mitgenommen wird.

Die Leser:innen, die reale Fälle statt Kriminalfiktion oder neben Kriminalromanen lesen, finden hier einen Bericht über die Polizeiarbeit in einem noch nicht so alten Fall, mit dem sich die Medien befasst haben. Außerdem führte die Verbindung zu einem älteren ungelösten Fall zur Klärung beider Fälle, des älteren und des neueren Falls. Die Qualität der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei hat einen besonderen Stellenwert in dem Buch.

 

Der Pressesprecher der Polizei

Der Autor war stellvertretender Pressesprecher, später Leiter der Öffentlichkeitsarbeit für den Landkreis Emmendingen und mit der Polizeireform 2014 Pressesprecher beim Polizeipräsidium Freiburg. Alle Interessierte, die auf die öffentliche Berichterstattung angewiesen waren, erfahren Vieles über einen wahren Fall, der nicht verspricht alle Fragen zu beantworten auch aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen.

Kiki’s Rezension: SOKO ERLE Der Mordfall Carolin G.

EINLEITUNG

Erzählt werden aus Sicht eines Polizeisprechers, der in Verbindung mit der Sonderkommission stand, die wahren Geschehnisse zu einem aufsehenerregenden Fall im Jahr 2016, bei dem eine 27-jährige Joggerin am idyllischen Kaiserstuhl von einem zunächst unbekannten Täter ermordet wurde. Drei Wochen zuvor war im kaum 30 Kilometer entfernten Freiburg ebenfalls eine junge Frau getötet worden. Ging in der Region ein Serienmörder um?

 

INHALTSANGABE
SOKO ERLE Der Mordfall Carolin G.

Das Opfer war eine junge Frau aus Endingen, 27 Jahre alt, Joggerin, die losgejoggt und nicht zurückgekommen war. Ihr Ehemann informierte am selben Tag spätabends die Polizei. Kriminalhauptkommissar (abgekürzt: KHK) Roth fuhr nach Endingen, das etwa zwanzig Minuten von seinem Wohnort entfernt liegt. Auf dem Parkplatz vor dem Polizeiposten sprach ihn der Journalist der Lokalredaktion an. Nach der ersten Pressemitteilung und dem Hinweis, dass eine Suchaktion mit Rettungskräften, Suchhunden und Polizeihubschrauber im Gange war, trafen zahlreiche Medienvertreter:innen auch aus überregionalen Standorten ein.

 

Die Sammelstelle

für die Suchkräfte und die Medien wurde organisiert und das Gerätehaus der Feuerwehr bestimmt.  Ansprechpartner der Stadt Endingen war der Chef der Feuerwehr, der als direkte Verbindung zur Stadtverwaltung und zur Feuerwehr agierte.

 

Der Einsatz eines Personenspürhunds

an dem Ort, wo die Vermisste zuletzt gesehen worden war, führte zum Leichenfund.

Kriminalhauptkommissar Roth ließ die Reporter wissen, dass sich alle an der Sammelstelle einfinden sollten. Dort werde es eine offizielle polizeiliche Stellungnahme zur aktuellen Entwicklung geben.

Eine 27-jährige Joggerin, die seit Sonntag vermisst war, wurde tot in einem Waldstück zwischen Endingen und Bahlingen aufgefunden.

 

Die Gründung der „SOKO Erle“

Als zuständige Kripo-Dienststelle wurde das Kriminalkommissariat Emmendingen früh einbezogen. Es folgte zeitnah die Gründung der „Ermittlungsgruppe Erle“ als Teil der übergeordneten Kriminalpolizeidirektion Freiburg.

Die bestehende Ermittlungsgruppe des Kriminalkommissariats Emmendingen wurde umgehend in die „Sonderkommission Erle“ umgewandelt. Zahlreiche Polizist:innen wurden von ihrem Tagesgeschäft entbunden und ausschließlich der Aufklärung dieses Falles zugewiesen.

Alle verfügbaren Beamt:innen der Schutzpolizei und ein paar freie Kripomitarbeiter:innen aus Freiburg, die nicht der bereits bestehenden Soko angehörten, die sich mit dem ungeklärten Freiburger Mord befasste, unterstanden der „Soko Erle“. Auch die Polizeipräsidien Offenburg, Karlsruhe und Mannheim schickten ihre besten Mitarbeiter.

Die Soko wurde nach dem Gewann benannt, in dem Carolin G. zuletzt gesehen wurde. Nachdem auch der Einsatz hochwertiger Kamera-Drohnen (THW) keine Ergebnisse bei der Vermisstenfahndung brachte, wurde die Suche nun auch in Richtung des benachbarten Frankreich ausgedehnt, ohne dass man dazu einen konkreten Anlasse hatte.

Das enge Zusammenwirken mit der Staatsanwaltschaft gehörte zu den Fundamenten der Arbeit der Sonderkommission.

 

Größe der SOKO Erle

Etwa zehnmal so viele Ermittler:innen wie in den bekannten Fernsehserien oder in Kriminalromanen ist der Standard bei Kapitalverbrechen in der Realität. Im Laufe der Ermittlungen orientiert sich die Anzahl der Mitglieder grundsätzlich am Umfang und Inhalt der zu bearbeitenden Spuren. Die SOKO Erle startete erwartungsgemäß mit vierzig Köpfen.

Derweil meldeten sich österreichische Polizeibeamt:innen des Landeskriminalamtes Tirol mit Parallelen aus ihrem Fall, das sich im Jahr 2014 ereignete. Parallelen gab es nicht nur zu dem Fall in Tirol, sondern auch zu einem ebenfalls ungeklärten Mord in Freiburg.

 

INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG

Die Erzählung schildert beginnend mit dem Tag des Verschwindens einer jungen Joggerin, die Bemühungen der Ermittlungsbehörden, insbesondere der Sonderkommission Erle, ein erschütterndes Verbrechen aufzuklären.

Der Autor beschreibt die Ermittlungsarbeit in der Reihenfolge, in der er von den Ereignissen Kenntnis erhielt.

Der Verzicht auf Detaildarstellungen an den Tatorten und auf die nähere Beschreibung der Tathandlungen ist bewusst.

 

Vermisstenanzeigen

gehören bei der Polizei zu den Routineaufgaben. Trotz der statistischen Unwahrscheinlichkeit, dass die Vermisste Opfer einer Straftat geworden ist, ist die Polizei und ihr Polizeisprecher bei dieser Vermisstenanzeige beunruhigt ohne es zu diesem Zeitpunkt konkret in Worte fassen zu können.

 

Private Suchtrupps

Die Polizei erfuhr rechtzeitig von dem privaten Suchtrupp, der sich aus dem örtlichen Sportverein formierte und ist mit ihnen ins Gespräch getreten.

Suchmaßnahmen sollten planmäßig und lückenlos durch Profis anhand strategischer Überlegungen koordiniert werden, nicht zuletzt auch, um die Beeinflussung oder sogar Zerstörung möglicher wichtiger Spuren zu verhindern.

 

Polizeireform 2014 und Öffentlichkeitsarbeit

Die vieldiskutierte und teilweise kritisierte Polizeireform in Baden-Württemberg brachte für den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit die Neuerung der Pressestellen. Vor der Reform waren sie, mit Ausnahme der größeren Städte, nur mit einem Sprecher besetzt. Im Januar 2014 startete die neue Pressestelle beim Polizeipräsidium Freiburg mit sechs Beamten und drei Assistenzen aus dem Tarifbereich. Später vergrößerte sich die Zahl der Mitarbeitenden und es gab sogar einen ausgebildeten Journalisten. Durch diese Vielfalt konnte das Team nicht nur unterschiedliche Arbeitsbereiche abdecken, sondern auch jedem Mitarbeiter der Pressestelle die Chance bieten, sich schwerpunktmäßig gemäß der eigenen Stärken und Interessen einzubringen.

 

Das Bürgertelefon

Seit dem NATO-Gipfel in Baden-Baden und Kehl 2009 verfügte die Polizei über ein eigenes Call-Center, das sie Bürgertelefon nannten. Die Ausbildung interessierter und geeigneter Kolleg:innen, so dass sie kurzfristig in das Bürgertelefon eingesetzt werden können, war Teil des Programms.

 

Das Gefühl für den Fall an den Orten

Kriminalhauptkommissar (KHK) Roth berichtet über sein bevorzugtes Tätigkeitsfeld, das sind spontane Einsätze und Pressearbeit am Ort des Geschehens. Es war ihm wichtig an den Orten gewesen zu sein, über die er täglich sprach, und ein Gefühl für den Fall zu bekommen.

 

Erfahrung und Gespür bei der Pressearbeit

Die Erfahrung hilft bei den täglichen Einsätzen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei Kriminalhauptkommissar (KHK) Roth waren es zum Zeitpunkt der Ereignisse vierzig Dienstjahre. Obwohl rational vermutlich nicht zu erklären, haben erfahrene Polizist:innen ein Gespür für die Situation.

Als ich an jenem Montagvormittag alle Fakten in Endingen für mich zusammengetragen und eine Einschätzung der Situation vorgenommen hatte, beschlich mich ein unheilvolles Gefühl.

Der Autor gibt zu, dass er trotz langjähriger Erfahrung auf die Begegnung mit den Angehörigen nicht vorbereitet war.

 

Aufgabengebiet der Pressestelle

Die Öffentlichkeitsarbeit hatte auch intern einen Stellenwert erreicht, der ihr einen eigenen Einsatzabschnitt innerhalb der Sonderkommission zuwies. So war es selbstverständlich, dass Kriminalhauptkommissar Roth an der ersten offiziellen Soko-Besprechung am Morgen nach dem Leichenfund teilnahm. Der Pressesprecher musste nicht nur darüber informiert sein, was für den anstehenden Tag vorgesehen war, sondern auch bei Aktionen der Polizei erfahren, warum sie Spuren als vielversprechend oder nicht vielversprechend einstufte.

 

Der Zuhörer

Daher war der Pressesprecher Zuhörer bei den täglichen Einsatzbesprechungen zu den umfangreichen Suchmaßnahmen. Sein Part bestand in der Information von Angehörigen und Pressevertretern, zusätzlich in der Moderation einer Pressekonferenz. Der Autor besuchte ebenfalls einen Informationstermin auf Einladung des Kriminaltechnischen Instituts in das Landeskriminalamt (LKA, Stuttgart), der einen allgemeinen und von den aktuellen Fällen losgelösten Einblick in die Arbeitsweisen bei der Auswertung kriminaltechnischer Spuren geben sollte.

 

Fahndungsaufrufe in „Aktenzeichen…XY ungelöst“

Nachdem die SOKO Erle beschloss, mit den Fahndungsaufrufen in „Aktenzeichen XY…ungelöst“ zu gehen, hatte Kriminalhauptkommissar Roth die Aufgabe, das Ganze zu initiieren und alle wichtigen Stellen zu informieren. Vor allem das Einverständnis der Angehörigen wurde eingeholt.

Als alleiniger Ansprechpartner in Medienangelegenheiten sollte er fragwürdige Äußerungen von Journalisten erklären, obwohl er nicht wusste, worauf sie ihre Ahnungen zur Lösung des Falls stützten.

Der Autor zweifelte an dem Potential der Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“, den Spagat zwischen spannender Unterhaltung und verantwortungsvoller Sachverhaltsschilderung vollziehen zu können, insbesondere weil völlig unzutreffende Begriffe und Formulierungen, die leicht geeignet waren, Angst und Schrecken unter den Menschen zu verbreiten, in der Live-Sendung verbreitet wurden.

 

Allgemeinverfügung

Kriminalhauptkommissar Roth nutzte seine Kontakte zu den Medien, um eindringlich auf die Beachtung der Allgemeinverfügung, die Fertigung von Bild- und Tonaufnahmen während der Trauerfeier zu untersagen, hinzuweisen.

 

Die Motive von Medien und polizeilichen Pressestellen

sind nur oberflächlich gleich. Beide wollen die Öffentlichkeit informieren. Eine nähere Betrachtung der Intention ergibt, dass die Polizei faktenbasiert informiert und aus ermittlungstaktischen Gründen bestimmte Dinge nicht veröffentlicht, während Nachrichten visueller und akustischer Medien bis zu einem gewissen Grad spektakulär sein müssen.

Fragen zu dem Handy, von dem die Polizei schon weiß, dass es sich nicht orten ließ, weil es sich nicht ordnungsgemäß durch einen Ausschaltvorgang aus dem Mobilfunknetz abgemeldet hat, werden so beantwortet:

Wir können derzeit dazu nichts sagen.

In der Woche nach dem Fund der Leiche beschloss die SOKO Erle mit ihren Fahndungsaufrufen in die bekannte Fernsehsendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ zu gehen. Die Hoffnung, nach der Ausstrahlung Informationen über Spuren zu erhalten wog mehr als die Befürchtung viele unbrauchbare Hinweise zu bekommen.

 

Gerüchte von Fakten trennen

Trotz aller Anstrengungen den Menschen zu vermitteln, sich auf Fakten der Polizei zu verlassen, machten die ersten Gerüchte die Runde.

Der Presseverantwortliche wollte auf jeden Fall vermeiden, dass die Presseleute etwas davon mitbekommen, als ihn der Anruf des Einsatzleiters der Suchmaßnahmen erreichte. Ein kleiner Zeitvorsprung war zu dem Zeitpunkt essentiell, um erforderliche Schritte einzuleiten, bevor die Presse konkrete Informationen erhielt.

Er sah als dringende Aufgabe den Spagat hinzubekommen zwischen zeitnaher Information der Öffentlichkeit und Verhinderung eines medialen Massenauflaufs an den vermutlich noch lückenhaften Absperrgrenzen der Fundstelle. An erster Stelle stand dabei die Pflicht zu sofortiger Information der seit Tagen in quälender Ungewissheit lebenden Angehörigen.

Es wäre gut, wenn die Reporter zunächst nichts mitbekommen würden. Und vor allem wäre es richtig gut, wenn ihm niemand folgen würde.

Als später im Netz hinsichtlich der angeblichen Täterfestnahme Gerüchte kursierten, wollte die SOKO Erle ihnen entgegentreten und den sogenannten Tatverdächtigen rehabilitieren. So bereitete Kriminalhauptkommissar (KHK) Roth eine Pressemitteilung vor, in der die Polizei die Festnahme eines Verdächtigen dementiert und gleichzeitig den Menschen dringend rät, sich nur auf behördliche Informationen zu verlassen und sich nicht an Spekulationen zu beteiligen.

 

Angst in der Bevölkerung

Viele baten die Polizei um Ratschläge, wie Frauen sich verhalten müssen, um sicher zu sein. Aber sie konnten keine verlässlichen Empfehlungen geben. Für viele war das unbefriedigend, dass jede für sich selbst entscheiden musste, aber weder die Bestätigung einer drohenden Gefahr noch eine Verharmlosung der Situation waren angebracht. KHK Roth hatte die Hintergrundinformationen, die er aber nicht an die Medien weitergeben durfte.

Nicht alle Maßnahmen, die die Polizei verdeckt durchführt, bleiben der Öffentlichkeit verborgen. Vor allem den Medien. Unangenehm war zum Beispiel, dass Kriminalhauptkommissar Roth über eine öffentliche Aktion der Polizei, die auf der Basis eines Durchsuchungsbeschlusses stattgefunden hat, nicht informiert worden war, obwohl er alles wissen musste, was in der Öffentlichkeit ausstrahlte. Er war sich darüber hinaus sicher, dass er sich auf die regionalen Medien verlassen konnte, aber nicht auf die sozialen Netzwerke.

Die nicht verborgen gebliebene Polizeiaktion wurde in Internetforen als Festnahme eines Verdächtigen kommentiert.

Zu einem späteren Zeitpunkt stattete ein anderer Mann Anzeige wegen Verleumdung, weil er auf Internetplattformen als der verhaftete Täter hingestellt wurde.

Es wird darüber berichtet, dass trotz der Pressemeldung der Polizei diesbezüglich über ihren Social-Media-Auftritt, die sich auch in persönlichen Gesprächen mit Journalisten um Klarstellung bemühte, dürfte diesem Mann auf verschiedenen Internetkanälen wenig genutzt haben.

 

Die Rolle der Lokalredaktion

Der Journalist einer Lokalredaktion wohnte in Endingen und erfuhr durch eigene Quellen alles Interessante, was in der Umgebung passierte. Es war keine Überraschung, dass er schon da war, bevor die Polizei eine offizielle Pressemeldung herausgegeben hat. Kriminalhauptkommissar (KHK) Roth kannte diesen Mann als vertrauenswürdigen Medienvertreter, nichtdestotrotz konnte er ihm keine Auskünfte geben, da er sich selbst erst bei seinen Kollegen kundig machen musste.

 

Medienintoleranz

KHK Roth erzählt, wie manche seiner Kollegen Medienvertretern gegenüber auftreten und z.B. schroffe Worte in den Mund nehmen. Trotz seines Verständnisses für das Verhalten von Medienmitarbeitern kam es zum Disput mit einem Fotografen, der für eine bundesweite Agentur unterwegs war, darüber wo öffentliches Interesse endet und Geschmacklosigkeit beginnt.

 

Klassische und digitale Spuren

Die Auswertung digitaler Spuren unterstützt die Bedeutung klassischer Spuren bei der Wahrheitsfindung. Wenn ein Kapitalverbrechen vorliegt und das Handy z.B. vermisst wird, untersucht die Polizei zunächst die Möglichkeiten, die zu einem vermuteten Handy-Crash geführt haben. In diesem Fall spielte neben dem Handy auch die DNA-Analyse eine bedeutende Rolle.

Es war nicht immer einfach, den in diesem Punkt ungeduldigen Journalisten und somit der Öffentlichkeit die auch zeitlich aufwändigen Abläufe verständlich zu machen, zumal KHK Roth in dieser Hinsicht selbst kein Experte war.

 

Die fremde Teilspur

Die Ermittler:innen beurteilten die fremde Teilspur als schwache Spur und stuften sie als weniger bedeutend ein. Andere Spurenbilder wurden größtenteils aufgrund der Häufigkeit bei den DNA-Befunden priorisiert.

 

Das Phantombild

Wenn die abgebildete Person zu wenige markante Merkmale aufwies, könnte es zu einer Flut von unbrauchbaren Hinweisen führen, die unnötig Ressourcen banden.

Eine Ähnlichkeit konnte man erkennen, wenn man wollte. Wenn man es nicht wollte, sahen sich die Personen überhaupt nicht ähnlich. Die Ähnlichkeiten unterlagen völlig unterschiedlichen subjektiven Betrachtungsweisen.

 

Die richtigen Tatzusammenhänge

Die zeitliche und räumliche Nähe der Verbrechen sowie deutliche Parallelen bei der Tatausführung (Tatorte chronologisch: Kufstein, Freiburg, Endingen) legten die Vermutung nahe, dass ein Tatzusammenhang bestehen könnte.

Die logische Folgerung daraus war beängstigend und durfte – da alles noch ungewiss war – keines falls von uns in die Öffentlichkeit getragen werden.

 

Der Erfolgszwang innerhalb der Sonderkommission

Erfahrenen Ermittler:innen waren die Gefahren bewusst, wenn der erwartete Erfolg nach der ersten Zeit ausblieb. Obwohl das Weiterbestehen einer Organisationseinheit nicht von der Klärung oder Nichtklärung eines Verbrechens abhing, stand die Auflösung der Kriminalpolizei Emmendingen und die Übernahme des Personals in die räumlich nahe Kriminalpolizeidirektion Freiburg zur Debatte.

 

Das provisorische Außenbüro

gab KHK Roth nach langer Zeit erfolgloser Ermittlungen auf. Der Umfang der Medienanfragen war überschaubar geworden. Die SOKO Erle wurde ab Mai 2017 verkleinert und der Pressesprecher erkundigte sich täglich bei seinen Soko-Kollegen zum aktuellen Sachstand, ohne im Detail zu wissen, welche Ermittlungen gerade liefen. Währenddessen herrschte in der Soko keine Resignation, wie sie in der Bevölkerung zu vernehmen war.

 

SOKO ERLE Der Mordfall Carolin G.
FAZIT

Der Schwerpunkt des Berichts liegt auf den polizeilichen Ermittlungen, die mithilfe eines großen Erfahrungsschatzes, moderner Technik, gesunden Menschenverstandes und letztlich eines listigen Kniffs den lange Zeit unbekannten Täter überführten und zukünftige potentielle Opfer vor dem Tod bewahrt haben.

 

Die lösungsorientierte Herangehensweise

in allen Bereichen musste sich die Soko von Anfang an mit der schwierigen Spurenlage auseinandersetzen. Die früh in den Raum gestellte Hypothese fand viele Befürworter, wobei sich weitere mögliche Hypothesen hinzugesellten. Das erfolgte durch Filterung von Zeugenaussagen, den Einsatz besonderer Methoden und ihre rechtliche Nutzbarkeit.

Die statistischen Wahrscheinlichkeiten werden in diesem Fall über den Haufen geworfen. Vor allem was die Beziehung zwischen Täter und Opfer betrifft.

 

Das Straßenbild während der Ermittlungen

Polizeibeamte und Polizeiwagen gehörten genauso zum Straßenbild des Orts wie Übertragungswagen von Radio- und Fernsehsendern sowie Reporter mit Mikrofonen, die Bürger auf der Straße befragten. Der Fall beschäftigte auch die Menschen außerhalb der Region. Die Menschen in Endingen und Umgebung hatten Angst und gaben, nachdem einige Zeit ohne Verhaftung vergangen war, die Hoffnung auf, dass die Polizei den Täter dingfest macht. Szenen auf Vorabendreportagen bei Privatsendern, die bislang weit weg gewesen waren, waren auf einmal real. Die Unsicherheit gehörte inzwischen zu ihrem Alltag und der Vertreter der Öffentlichkeitsarbeit Kriminalhauptkommissar Roth sah es als seine Aufgabe, die Bevölkerung bei einer außergewöhnlichen Pressekonferenz über den finalen Fahndungserfolg persönlich zu informieren.

Sogar junge Polizeibeamte lernen, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Aus dem Erfahrungsschatz kriminalistischer Ermittlungen wussten sie, dass alles denkbar war.

 

Der Treffer aus der DNA-Analyse

Die Trefferspur mit der Nummer 4334 verdeutlichte, welch langen Weg die Ermittler gehen mussten. Leser:innen begleiten sie auf diesem Weg, der viele Abzweigungen hatte, die in Sackgassen endeten, bis er eines Tages durch eine kriminalistische Meisterleistung doch noch ans Ziel führte.

 

Das ganzheitliche Ermittlungsteam

Die SOKO Erle als ganzheitliches Ermittlungsteam hatte in engem und lückenlosem Kontakt mit dem entscheidungstragendem und ermittelndem Staatsanwalt den Mörder gefasst.

Dieser Bericht will neben der Darstellung der wahren Geschehnisse, übles Gerede beseitigen und Zweifeln auslöschen. Seine primäre Intention ist Aufklärung.

Ort der Handlung: Endingen, Landkreis Emmendigen, Baden-Württemberg, Deutschland

Endingen

Die vermisste Joggerin kam aus Endingen. Der Autor des Buchs ist im Nachbarort aufgewachsen. Ein Sandsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert, erbaut von der Fabrikantenfamilie Sonntag, mit dem Namen „Villa Sonntag“ war Sitz der Emmendinger Polizei.

Endingen mit weniger als 10.000 Einwohnern liegt am Rande des Kaiserstuhls, das ist ein kleines Mittelgebirge vulkanischen Ursprungs.

Kufstein, Tirol, Österreich

Januar 2014. Eine französische Studentin will mit einer Freundin zu einer Party, sie aber hat keine Lust. Die junge Frau hat Angst die einsame, schlecht beleuchtete Strecke alleine zu gehen und lässt sich von der Freundin über Handy lotsen. Auf dem Weg entscheidet sie sich für den kürzeren Weg über die Inn-Promenade.

Kufstein ist nach Innsbruck die zweitgrößte Stadt des österreichischen Bundeslands Tirol, das an Bayern angrenzt. Die Stadt hat etwa 20.000 Einwohner und liegt beiderseits des Inn.

Riegel, Baden-Württemberg

Die vermisste Joggerin lief meist in Richtung der Ortschaft Riegel. Die Suche konzentriert sich zunächst auf die Angaben der Angehörigen und der Zeugen, die die junge Frau gesehen haben, bevor sie spurlos verschwand.

Münchner Straße Richtung Wendlinger Brücke, Kufstein

danach zum Kreisverkehr an der Hauptstraße.

Die Suche der Polizei Kufstein nach der vermissten Studentin beginnt dort, wo sie die Strecke mit ihrer Freundin übers Handy vereinbart.

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