Sight Unseen | Robert Goddard

BUCHCOVER
Sight Unseen Der Buchtitel weist auf das Ereignis hin, das kaum einer gesehen hat oder es gesehen hat und nicht sofort als Zeuge hervorgetreten ist. Aber das Wortspiel im Buchtitel meint auch die Augen des toten Mädchens, das zu Beginn der Geschichte stirbt. Es ist still, es ist stumm wie der Moment der Realisierung, dass nichts mehr ist wie es war. Die englische Stadt Avebury mit ihrem Steinkreis ist als reeller Tatort abgebildet. Die Steine wie Grabsteine bilden den Kreis in einer winterlichen Landschaft beim kalten Licht.

Die Infos zum Buch

ZIELGRUPPE

Das Geheimnis um die Briefe eines anonymen Absenders

Im 18 Jh. schreibt ein anonymer Absender unter dem Pseudonym „Junius“ polemische Briefe. Sie rufen Kontroversen hervor. In der heutigen Zeit hat das Studium der Briefe nur akademischen Charakter. Der Plot ist in dem Krimi mit der Untersuchung dieser Briefe verbunden. Dieses wenig bekannte Detail aus der Welt des 18 Jh. in Kombination mit einem Kriminalfall aus dem 20 Jh. macht das Buch bereits zu Beginn spannend.

Kiki’s Rezension: Sight Unseen

EINLEITUNG

Das Zentrum des Krimis ist die Geschichte von Tamsin Hall. Sie wurde als zweijährige im englischen Avebury entführt. Das Unerklärliche beschäftigt die Leute im Buch. Manche denken daran. Andere versuchen zu verdrängen. Viele zweifeln. Die Wahrheit ist für jeden eine andere. Überraschungen warten auf jeder neuen Seite. Es gibt kleine und große Twists, die Leser auf Trab halten.

INHALTSANGABE
Sight Unseen

Die Entführung und die Fahrerflucht

In dem kleinen Ort Avebury. Das Kindermädchen der Familie Hall Sally Wilkinson, geht mit den drei Kindern spazieren. Jeremy, 10, Miranda, 7 und Tamsin, 2. Sie erreichen den Steinkreis. Aus einem Lieferwagen, das in der Nähe parkt, steigt ein Mann aus, schnappt sich die zweijährige Tamsin und fährt los. Miranda versucht den Lieferwagen zu stoppen und wird überfahren. Das Mädchen ist sofort tot. Es gibt Zeugen und ein Geständnis.

Der Kindermörder

gesteht 9 Jahre nach dem Ereignis, dass er Tamsin Hall umgebracht hat und ihren Körper im nahgelegenen Wald vergraben hat. Die Polizei stellt die Suche nach dem Kind ein und schließt den Fall ab. Das Kindermädchen, das machtlos zusehen musste, wie ihre Schützlinge entführt und getötet werden, heiratet später den Protagonisten dieser Geschichte David Umber. Sie wird später Opfer eines Unfalls, der als Suizid eingestuft wird.

Der Fall ist nicht abgeschlossen

Es vergehen Jahrzehnte, bevor der damalige Leiter der Ermittlungen sich mit dem Erzähler trifft. 23 Jahre später sucht der Polizeiinspektor Georges Sharp a.D. den Zeugen David Umber auf. Ein Brief mit der Unterschrift „Junius“ hat den pensionierten Polizisten erreicht und informiert ihn, dass er die Ermittlungen in eine Sackgasse geführt hat.

Für Sharp ist der Fall Hall niemals abgeschlossen, weil er nicht die offizielle Version der Polizei teilt.

Sharp macht Umber die Dringlichkeit der Situation deutlich. Zusammen wollen sie den Fall rekonstruieren. Es geht ihnen darum, die Wahrheit von Gerüchten und Halb-Wahrheiten zu befreien. Die zwei Männer suchen die Details hinter den Taten. Dabei konzentriert sich ihre Suche auf die Spuren des verschwundenen Kindes und auf die Jagd nach dem kriminellen Kopf hinter diesem Fall.

INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG

Das Pseudonym

Der Autor integriert einen wahren Kriminalfall aus dem 18 Jh. Politiker bekamen Briefe von einem Absender, der ein Pseudonym benutzte. Wer sich hinter dem Pseudonym „Junius“ versteckte, blieb ein Geheimnis.

War „Junius“ vielleicht eine Frau gewesen?

Die Hauptfigur des Buchs David Umber schreibt eine Dissertation über den rätselhaften „Junius“. David ist auf der Suche nach der Identität des Briefe Schreibers, der drei Jahre lang die Politik des 18 Jh. in eine Krise führte.

Das Buch zitiert mit den Briefen des „Junius“ das 18 Jh. und integriert diese wahre historische Begebenheit in den Plot. Vor allem ist dieses wenig bekannte Detail aus dem Leben des vorviktorianischen England essentiell für die häufigen Twists in der Geschichte. Und es macht den Krimi informativ.

Der falsche Täter

Eine lang zurückliegende Kindesentführung und ein tödlicher Autounfall mit anschließender Fahrerflucht sind der Auftakt des Buchs. An diesem Nachmittag zu Beginn des Buchs wird ein Kind entführt. Es wird ein anderes Kind tödlich verletzt. Die Anwesenden sind Zuschauer. Die Polizei verhaftet einen Tatverdächtigen. Diesr legt ein Geständnis ab. Bei einer Auseinandersetzung im Gefängnis kommt er ums Leben. Hat er die Wahrheit gesagt? Warum hat er die vermeintliche Tat so viele Jahre später gestanden? Ja, er war Kindermörder. Hat er aber auch dieses eine Kind ermordet?

Buchcharaktere

Die Hauptfigur David Umber liest die Erwartungen manches Gegenübers und verhält sich erwartungsgemäß. So gewinnt er Zeit. Er benutzt Ausweichmanöver, um seinen Aufenthalt und seinen Plan geheim zu halten. Zum Beispiel bei seiner Reise nach Jersey. Er ist von Gefahr umgeben, die unvermittelt auftaucht. Auch seine Bibliophilie macht aus ihm eine besondere Buchfigur.

Das Kindermädchen, das zuviel wusste

David ist der Reisende. Besonders nach dem Ereignis in Avebury besucht er viele europäische Städte, manche zusammen mit seiner Frau. Barcelona, Lissabon, Athen, Izmir, Bologna. Sie reisen weit weg von England, um die Erinnerungen an diesen einen Tag im Juli 1981 zu löschen. Sally, das ehemalige Kindermädchen der Hall Familie, heiratet David. Doch das Ereignis, das Anlass war für ihr Kennenlernen, belastet ihre Beziehung. Die Frau leidet unter den Vorwürfen, sie hätte besser auf die Kinder aufpassen müssen und begeht später Suizid.

Ermittler in der Freizeit

Umber ist nicht nur Akademiker. Er flieht dauernd vor Menschen, Orten und Ereignissen. Darüber hinaus ist er ungehorsam und gefühlvoll. Als Ermittler ist er unerfahren und damit das Gegenteil seines Partners.

Georges Sharp ist der hartnäckige Ermittler, der trotz aller Widrigkeiten, sein Ziel verfolgt. Er ist Polizist aus Überzeugung, auch im Ruhestand. Erfahren, unnachgiebig, detailverliebt, flexibel. Ein Workaholic und ein Forschergeist.

Beide Männer, Sharp und Umber, können enigmatisch sein und haben das Jägergen.

Ein belastendes Ereignis

Die Eltern der entführten und ermordeten Mädchen Jane und Oliver Hall lassen sich scheiden und gründen neue Familien. Jane bekommt eine Tochter. Oliver zieht nach Jersey, wo eine Zeit lang sein Sohn Jeremy wohnt. Jane Questred vertraut der Aussage des verurteilten Brian Radd, dass er beide Mädchen ermordet hat.

Der mysteriöse Mr. Walsh stieht Davids „Junius“ Papiere und greift ihn später mehrmals an, wenn sie sich über den Weg laufen.

Percy Nevinson ist Zeuge der Entführung und des Mordes an den Hall Kindern. Er ist wunderlich, weil er bei den Leuten in Verruf kommt, denn er ermutet eine archaische Verbindung zwischen dem Steinkreis von Avebury und der Landschaft auf dem Mars.

Der Man, der nicht erschienen ist

zu seiner Verabredung mit David am Tag der Ereignisse in Avebury heisst Griffin. David verabredet sich mit ihm, weil er wertvolle Hinweise für seine Forschungsarbeit über den anonymen Briefeschreiber mit dem Pseudonym „Junius“ zur Verfügung stellen will. David, der auf ihn wartet, weiß nicht, dass Griffin Zeuge der Entführung und des Unfalls mit Fahrerflucht wurde. Griffin entschloss sich daraufhin spontan, dem Fluchtauto zu folgen, mit ungeahnten Folgen.

Die Figur der Chantelle

Wie fühlt sich eine Erwachsene, die in der Kindheit Kontakt mit Gewalt gehabt hat? Wendet sie Gewalt an oder distanziert sie sich von aggressivem Verhalten?

Klassische Motive, Beispiele

Zum Beispiel die Nanny. Sie leidet unter Schuldgefühlen, weil sie auf die Kinder nicht aufgepasst hat. Sie ließ sich ablenken und so konnte es passieren. Im Gerichtsprozess wurde ihre Verantwortung hervorgehoben. Die Eltern versuchten kein Gespräch mit ihr.

Inspektor Sharp denkt über die Beziehung zwischen Mensch und Land, die wichtig ist, um einen Fall zu verstehen und überlegt, dass ein Umzug relevant sein kann, auch für ihn.

Sight Unseen
FAZIT

Die Twists im Plot

Zahlreiche Twists in der Geschichte überraschen und machen neugierig. Es ist ein spannendes Buch mit historischem Hintergrund, das in vielen Orten stattfindet.  Um die Lösung zu finden, verbindet man Orte und unternimmt man Reisen. Das Zentrum der Reisen ist Avebury.

Gleichzeitig ist es auch eine Zeitreise.

Einerseits liegen zwei Jahrzehnte zwischen dem alten Fall und der neuen Suche nach der Wahrheit. Andererseits geht es um die unbekannte historische Größe „Junius“. Dieser war Polemiker und pseudonymer Briefe Schreiber. Er lebte, schrieb oder ließ schreiben im 18 Jh. Alle Zitate aus seinen Briefen sind korrekt und die samtgebundene Ausgabe seiner Briefe ist gut dokumentiert.

Der historische Konsens über seine Identität

ist nicht unumstritten. Neben der Historie findet die Jagd nach kostbaren Ausgaben der Briefe von „Junius“ und nach einem vermissten Mädchen in der Gegenwart statt.

Den entscheidenden Hinweis entdeckt David auf Fotografien.

Es ist ein Tic, das bei zwei Personen identisch ist. Die eine Person ist ein Kind, die andere Person ist erwachsen. Geht es hier vielleicht um dieselbe Person, nur eben ein Paar Jahre älter?

 

Orte der Handlung: England, Jersey, Frankreich und Tschechien

Avebury, Wiltshire, England

Am Steinkreis in der Mitte des Ortes geschieht die Entführung und die Fahrerflucht. Mehr als zwei Jahrzehnte später erreichen die Ermittler David Umber und George Sharp den Ort.

Sokolovská, Prag

Von Prag, wo David Umber wohnt, nach Aachen bis Dünkirchen und Dover, über Maidstone bis nach Wiltshire ist die Route zurück nach England, um den Fall aufzurollen.

Strand-on-the-Green, Chiswick, London

Östlich der Kew Brücke entdeckt David das Geheimnis um den nicht erschienenen Gesprächspartner von damals, Griffin. Er lernt seinen Bruder kennen und erfährt, dass Griffin seit 1981, dem Jahr der Ereignisse in Avebury, vermisst wird.

Paddington, Bedwyn, Newbury, Kintbury, Kennet und Avon Kanal

David will den Privatdetektiven Alan Wisby treffen und fällt in eine Falle, aus der er mit einer Gehirnerschütterung aufwacht.