Blaues Blut | Ralf Kramp
BUCHCOVER
Blaues Blut
Wie ein Gemälde von Fritz von Wille (1911-1941) erhebt sich die Burg im Abendroth. Oder im Morgengrauen. Im spärlichen Licht, das aus den Fenstern strömt, umarmt eine Vermählung die Stimmung. Die in die Jahre gekommenen Gemäuer in der Landschaft der Eifel, oft Schauplatz von Kriminalgeschichten mit lokalem oder regionalem Bezug. Burgen in der Eifel. Vor allem die Burg Kerpen, die Modell stand für die Burg Fahrenfels in diesem Kriminalroman.
Sonnendurchflutet. Regenverwaschen. Zwischen Gegensätzen im Licht von Dunkel gefangen. Herbstkühl und wolkenverhangen. Eifelblues.
Die Infos zum Buch
Autor: | Ralf Kramp |
Verlag: | KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH |
Übersetzung: | ./. |
Erschienen: | 2023 |
Umfang: | 320 Seiten |
Preis: | €15,00 (de) |
ISBN: | 978-3-95441-6110 |
ZIELGRUPPE
Wer die groteske Seite in Kriminalromanen sucht, wird hier fündig. Sehr oft sind die Charaktere Karikaturen ihres Selbst, allen voran der Protagonist Herbie Feldmann. Nicht alle tragen diese Erkenntnis, sofern sie ihnen einleuchtet, mit Fassung. Auch das sorgt für denkwürdige Momente in einem Plot voller Sackgassen. Der Täter ist gut versteckt. Sogar die Hauptperson Herbie Feldmann, seit eh und je freiwilliger unfreiwilliger Ermittler, mit beachtlicher Erfolgsquote, sucht im Dunkeln nach blauem Blut. Ein Licht hinter zwei der Fenster lässt die Umrisse der Burg erahnen.
Im Sinne Jacques Berndorfs wird die Tradition weitergeführt, Eifel-Krimis und die Eifellandschaft dem jungen und älterem Lesepublikum bekannt zu machen.
Kiki’s Rezension: Blaues Blut
EINLEITUNG
Unheilschwangere, eindrucksvolle Eifellandschaft. Die Serpentinen hoch. Von Befestigungsanlage bis Wohn- und Wehrbau sind Bauwerke zu finden. Nicht alle sind zugänglich. Manche sind im Privatbesitz. Blaues Blut und Besitz einer Burg gehören mancherorts zusammen. Die Burg der Kriminalgeschichte schreibt Abstammung groß und Adel Ambitionen klein.
Viel konnte Herbie nicht erkennen. Zunächst war da nur ein gewaltiger, eckiger Turm, mit Zinnen bewehrt und von einem Schwarm Krähen umflattert, der in der Höhe auf der linken Seite des Tals zwischen den Bäumen aufragte. Dann wurden mehrere Gebäudeteile sichtbar, die sich zu seinen Füßen auf dem Bergvorsprung aneinanderdrängten. Ihre grauen Schieferdächer mit den Dachgauben und Erkern waren ineinander verschachtelt, und die weißen Sprossenfenster in unterschiedlichen Größen und auf verschiedenen Ebenen wirkten beinahe willkürlich in der Fassade platziert.
(S. 35)
INHALTSANGABE
Blaues Blut
Herbie Feldmann stolpert über ein krummes Ding, das ohne Polizei abgewickelt werden soll. Diebstahl, Bankraub, Hehlerei inklusive. Herbie, gewohnt an Gelegenheitsjobs, sagt nicht nein, als ein älteres Paar ihm 15€ die Stunde für einen Aushilfsjob bezahlt. Seine Schritte bringen ihn direkt zu einer Burg und einem ein Jahr alten Unfall mit Todesfolge, der immer noch auf seine Aufklärung wartet. Denn ein Mörder ist auf freiem Fuß.
Herbies Worte, nachdem sein Auftraggeber ihn eingeweiht hat:
Für mich hört sich das an, als wäre ihr jemand entgegengekommen. Jemand, der sie geblendet und ihr den Weg versperrt hat.
(S.72)
INHALTSANALYSE & CHARAKTERISIERUNG
Herbies Macke
ist Julius. Sein imaginärer Freund und langjähriger Begleiter. Er führt Unterhaltungen mit jemandem, den nur er sehen kann. Das Alter-Ego eines Antihelden. In seinem Freundeskreis deswegen verschrien zeichnet er sich durch sein waches Intellekt aus. So ist diese Macke mehr als nur Gewohnheit, sondern Überzeugung. Wäre sie nicht mehr da, würden sie alle vermissen.
Julius ist das Gegenteil
und Pendant von Herbert. Äußerlich und charakterlich. Um Kommentare nicht verlegen, extrovertiert und herausfordernd, sorgt er für Gleichgewicht im Auftritt des schüchternen Herbie, der mehr als oft den richtigen Riecher hat und deswegen in undurchsichtige und riskante Situationen gerät. Unverzüglich und unaufhaltsam. Um Worte verlegen, im Gegensatz zu Julius. Vorsichtig schifft Herbie verfahrene Situationen um und bereut krumme Dinge sofort, in die er versehentlich hineinstolpert. Und mit Julius guter Laune einen Ausweg aus etlichen Sackgassen findet. Stets Julius Geplauder im Sinn, gleicht Herbie das Unbehagen um Julius oft vorlauter Gegenwart durch Scharfsinn aus.
Julius unzählige Etikettenbrüche bleiben ein Geheimnis, von dem nur Herbie weiß. Andererseits tobt sich Herbies Schüchternheit in den lebhaften Zwiegesprächen mit Julius aus, die ab und zu fremde Ohren und Augen neugierig machen.
Julius hingegen, dem weder Wolkenbruch noch Schneesturm etwas anhaben konnten, stand mit seinem tadellos gebügeltem Dreiteiler und den blankpolierten Schuhen daneben und betrachtete gelangweilt seine Fingernägel.
(S. 123)
Weitere angesprochene Themen
Blutsverwandtschaft; Adelstitel
Diebstahl; Sprengung von Geldautomaten
Hehlerei; Diebesgut verkaufen
Brandstiftung
Fluchtfahrzeuge
Kuriosa; Militaria; Wohnungsauflösungen
High-Tech-Geräte zweifelhafter Herkunft
Unverständliche Bedienungsanleitungen
Schrotthandel; Ersatzteile
Oldtimer
Karten mit alten Flurbezeichnungen
Alte Fotografien; Landschaftsfotografie
Glasharmonika bedienen
Renovierungsarbeiten an altem Baubestand; Dacharbeiten
Übernachten in Burgen; Burgführungen
Wildhüter
Firmenschließungen; Verlassene Firmengebäude
Handy Tonaufnahmen
Gerüchte über Todesfälle; Notlügen
Höhenangst; Einsiedlerdasein
Absperrbake wg. St.-Martins-Zug
Regionale umgangssprachliche Ausdrücke; regionale Spezialitäten
Blaues Blut
FAZIT
Eine Burg aus dem 12. Jahrhundert, im dreißigjährigen Krieg fast völlig zerstört und wieder aufgebaut mit einem Burgherr in tiefer Trauer. Der Regen trommelt gegen das Glas und das Bild ist undeutlich und verwaschen. Es ist das Bild eines Orts und das Bild einer Tat. Mit vielen toten Winkeln. Herbies graue Zellen sind gefragt, denn die Wahrheit von Gerüchten, Aberglaube und großen Erwartungen zu bereinigen ist seine Spezialität. Der kühle Luftzug der Einsamkeit, Verlassenheit und die Gespenster der Trauer werden im Nu verfliegen. Ordnung kommt ins Gedankenchaos und Nüchternheit führt zum Erfolg. Vor allem mit viel Sinn für Improvisation und Slapstick.
Hercule Poirot zwinkert den Verdächtigen zu und überlässt Herbie Feldmann die Regie. Wenig eindeutige Schlussfolgerungen über richtig und falsch bekommen schließlich Konturen.
Vorhang auf.
Es war einmal ein Streich.
Vorhang zu.
Aus einem Streich wurde Mord.
Herbies lautstarkes Publikum ist plötzlich still, denn sie haben begriffen. Und betrinken sich mit dem Eifeler Getränk schlechthin.
Ort der Handlung: Eifel/Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
Zingsheim, Gemeinde Nettersheim/Nordrhein-Westfalen
Herbies Kumpel Köbes lebt in einem alten Bauerngehöft zusammen mit seiner Autoschrottsammlung.
Hillesheim, Vulkaneifel/Rheinland-Pfalz
Herbie und Köbes versuchen die chinesischen Küchenmaschinen auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Auch die vorbeischlendernde Polizeistreife ist an dem Kauf eines Geräts interessiert.
Waldweg, Autobahnende bei Blankenheim, Kreis Euskirchen/Nordrhein-Westfalen
Köbes und Herbie stellen das Fluchtfahrzeug, in dem die High-Tech-Geräte transportiert wurden, ab.
Burg von Fahrenfels (fiktiv), Eifel
Inspiriert von Burg Kerpen (Kerpen/Rheinland-Pfalz), ehemaligem Wohnsitz des impressionistischen Malers Fritz von Wille. Beispiel einer Eifelburg mit verfallenen Türmen. Sie ist Wohnort und Tatort im Buch.